Nina Woicke: Was hat es mit Bioplastik auf sich?

Shownotes

Der Werdegang von Nina Woicke? „Schritt für Schritt, immer der Nase nach“. Die promovierte Expertin für Kunststofftechnik wusste schon mit 15 Jahren, dass sie Verfahrenstechnikerin werden wollte – und ließ sich nicht beirren. Nach dem Studium und der Promotion arbeitete sie in leitender Funktion in der Industrie, bevor sie sich – mitten in der Corona-Pandemie – als Beraterin, Produktentwicklerin und Lehrbeauftragte selbstständig machte. Im Podcast-Interview am #ForscherinnenFreitag gibt sie einen Einblick in die Entwicklung der Kunststofftechnik, räumt mit Klischees über Plastik auf und erläutert, warum sie glaubt, dass es für eine nachhaltige Zukunft dieser Branche keine „One fits all“-Lösung geben wird. Außerdem berichtet sie, wie sie ihren Arbeitsalltag organisiert, wie sie sich motiviert und woraus sie Inspiration schöpft.

Über unsere Plattform #InnovativeFrauen könnt ihr euch mit Nina vernetzen, außerdem ist sie offen für Interviews und Anfragen als Rednerin sowie als Mentorin: Profil von Dr’in Nina Woicke

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00:15 Sandra Fleckenstein: Ein herzliches Willkommen bei ForscherinnenFreitag. Dein Podcast, bei dem du dich von innovativen Frauen inspirieren lassen kannst. Mein Name ist Sandra Fleckenstein und ich habe heute Doktorin Ingenieurin Nina Woicke zu Gast. Sie ist Verfahrenstechnik, Produktentwickler und freie Beraterin im Bereich Kunststoff Technik. Und sie hat schon einige wirklich innovative Produkte mitentwickelt, unter anderem ein Kunststoff, der bei der Wiederherstellung von Ökosystemen eingesetzt wird. Wie Nachhaltigkeit und Kunststoffe zusammenpassen, das lasse ich mir heute mal für euch erklären. Herzlich Willkommen, Nina Woicke. Hi Nina, schön dich zu hören und zu sehen.

00:58 Nina Woicke: Auch ja auch schön von meiner Seite. Danke für die Einladung.

01:04 Sandra Fleckenstein: Sehr, sehr gerne. Ich habe eben in der Anmoderation schon dein Leuchtturmprojekt quasi angesprochen. Was hat es damit auf sich? Erzähl uns mal ein bisschen davon.

01:15 Nina Woicke: Das war total spannend. Da habe ich noch in meiner alten Firma gearbeitet, auch als Produktentwicklerin. Da haben wir Produkte für die Abwasser Technik unter anderem gemacht. Und da sind wir von einem niederländischen Unternehmen angesprochen worden, das sie im Bereich Restauration von Umweltthemen unterwegs sind und dass sie gerne mit uns zusammen ein neues Produkt machen wollen, das darum geht, dass man in Bereichen, wo der Mensch in die Natur eingegriffen hat, den die den Bereich wieder renaturiert. Beispielsweise das war sozusagen der erste Bereich, da ging es darum, dass Muscheln wieder auf als Muschelbänke angesiedelt werden sollten. Aber Muscheln wachsen der Natur in der Regel auf Muscheln. Also auf Muschelbänken. Wenn man die aber komplett abgeerntet hat, dann tun sich die Muscheln unheimlich schwer, wieder auf Sand zu wachsen. Das heißt, da ging es im Grunde genommen darum, so künstliche Muschelbänke zu generieren, damit eben Muscheln wieder auf Stränden anwachsen können.

02:36 Sandra Fleckenstein: Und diese künstlichen Muschel Bänke, wie du es jetzt nennst, die habt ihr quasi aus der Kunststoff Technik heraus entwickelt.

02:45 Nina Woicke: Ja genau. Die Idee war eben zu sagen ich abstrahieren das. Also ich mache jetzt nicht einfach so kleine Muscheln, sondern ich habe ein relativ abstraktes, matten Gitter ähnliches Konstrukt, was ich dann eben nutzen kann aus Kunststoff. Aber, und das ist das Besondere, Ich nehmen keinen konventionellen Kunststoff, sondern ich nehme einen bio basierten und bio abbaubaren Kunststoff, sodass wenn erst mal Muscheln sich angesiedelt haben und Muscheln wieder auf Muscheln wachsen können, dass dann der Kunststoff sich zersetzt und dann nach einigen Jahren quasi nur noch Muscheln da sind und dann der natürliche Zustand, der bevor der Mensch eingegriffen hatte, wieder hergestellt werden konnte.

03:34 Sandra Fleckenstein: Okay, wow, ich habe davon vorher noch nie gehört. Also quasi so ein Bio Kunststoff, den du da mitentwickelt hast. Das ist das ist deine Innovation. Was hat es mit diesem Begriff Bio Kunststoff generell auf sich? Das ist ja vielleicht auch ein Begriff, der vielen von uns im Alltag immer häufiger begegnet.

03:54 Nina Woicke: Ja, also erst mal muss ich sagen, ich habe quasi das Produkt aus Bio Kunststoff entwickelt, den der Kunststoff selbst, den haben andere Leute schon vor mir entwickelt und das ist eigentlich auch überhaupt gar keine neue Erfindung. Bio Kunststoffe sind eigentlich fast so alt wie die Kunststoffe selbst. Also die Idee, dass man biologische Ressourcen nimmt, um Kunststoffe herzustellen. Es ist keine neue Idee. Man hat jetzt nur die quasi wieder ein bisschen an die Oberfläche geholt, weil es eben aus fossilen Rohstoffen, das ist ja quasi das der Standard heutzutage natürlich mit bestimmten Problemen behaftet ist und insofern hat man sich da quasi so ein bisschen wieder zurück orientiert und geguckt, dass man vielleicht auch eine biologische Quelle nehmen kann, um Kunststoffe herzustellen, weil im Grunde genommen deswegen, da kommt der auch Kunststoffe her, denkt man Kunststoffe eigentlich als als veredelte Naturstoffe, so ist der Begriff Kunststoffe mal entstanden und insofern ist das jetzt einfach so ein Thema, wo man eben sagt, okay, ich möchte den Anteil der fossilen Zusatzstoffe reduzieren und nutze jetzt eben Biomasse. Beispielsweise kann man von Kartoffelschalen das, was man über hat, wenn man seine Pommes macht. Das wird in diesem Fall für dieses spezielle Produkt wird in ein Bio Kunststoff umgewandelt und dann kann man diese diese Matten daraus machen, um dann beispielsweise eben diese Muschel Bänke, diese künstlichen zu generieren.

05:46 Sandra Fleckenstein: Okay, Wahnsinn. Also ich bin gerade total sprachlos. Da stellt sich mir natürlich die nächste Frage. Du hast gesagt, das gibt es schon sehr lange. Warum ist das so von der Bildfläche verschwunden oder warum wurde das so lange gar nicht gefördert? Diesen speziellen Bereich der Kunststoff Technik.

06:08 Nina Woicke: Ja, das ist das sind kommerzielle Belange. Also der die Kunststoffe die man aus fossilen Werkstoffen herstellt, sind einfach deutlich günstiger als das, als die Kunststoffe, die man aus biologischen Systemen herstellt. Und wenn man für ein Produkt das Doppelte oder Dreifache bezahlen muss, dann muss man sich das überlegen. Und solange das Bewusstsein der Leute für solche nachhaltigen Produkte nicht da ist, ist es dann schwierig für die entsprechenden Unternehmen, dann entsprechend alternative Kunststoffe eben einzusetzen.

06:50 Sandra Fleckenstein: Und spürst du da mittlerweile so eine Veränderung, dass da jetzt was passiert?

06:54 Nina Woicke: Also mein Eindruck ist schon, dass da sehr sehr das gerade aktuell in den letzten Jahren sehr viel in Bewegung gekommen ist und dass man da in alle Richtungen in die Nachhaltigkeit denkt. Also nicht nur das Thema, der bio abbaubaren und bio basierten Kunststoffe, sondern eben auch das ganze Thema des Recyclings. Also wie kann ich das Recycling von Kunststoffen verbessern? Da ist sehr viel in Bewegung und das finde ich auch gut und richtig, dass man da in alle Richtungen denkt. Und man braucht glaube ich auch mehr als eine spezifische Lösung, um Kunststoff Themen zu verändern und zu verbessern.

07:37 Sandra Fleckenstein: Also kann ich quasi als Message heute für mich mitnehmen. Kunststoffe sind per se gar nicht böse, so in Anführungsstrichen.

07:47 Nina Woicke: Definitiv. Also im Gegenteil. Man muss ja sagen, wir können uns unser Leben ohne Kunststoffe ja nicht mehr vorstellen. Also der Laptop, vor dem wir sitzen, besteht zu großen Teilen aus Kunststoff. Wenn wir den jetzt durch Metall beispielsweise ersetzen würden. Es gibt ja auch Computer, die irgendwie mit einem Aluminium Gehäuse sind. Dann würden wir erstens ein Vielfaches dafür ausgeben und auch umwelttechnisch wäre das nicht zwangsläufig die bessere Lösung, weil eben zur Aluminium Herstellung auch sehr viel Energie benötigt wird. Das heißt in vielen Bereichen hat Kunststoff das Energie effizienter, die Produkte energieeffizienter gemacht und auch erschwinglich für jedermann. Also wenn man überlegt, verschiedene Produkte, die früher nur für die High Society, die oberen 1 % waren, sind jetzt quasi Massenprodukte geworden und da hat der Kunststoff sein positives Aspekt auch einbringen können. Und insofern nein, also Kunststoffe sind nicht an sich böse. Trotzdem gibt es genügend Probleme, die mit dem Kunststoff einhergehen, die auch noch längst nicht alle gelöst sind.

09:07Sandra Fleckenstein: Die wir alle wahrscheinlich kennen. Stichwort Mikroplastik. Sehr, sehr langsame Zersetzung. Und so weiter.

09:13 Nina Woicke: Ja, genau. Und da muss man natürlich sich mit auseinandersetzen. Also das ist jetzt auch und und ich glaube, das hat man tatsächlich so ein bisschen verschlafen, eine Zeit lang, und das ist jetzt das, wo auch zurecht das kritisiert wird, dass man da vielleicht zu wenig getan hat, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen.

09:37 Sandra Fleckenstein: Was ist denn dein Wunsch für die Zukunft, bezogen jetzt auf die Kunststoff Technik oder speziell jetzt vielleicht auch auf die Bio Kunststoff Technik?

09:45 Nina Woicke: Ja, also was ich gerade so ein bisschen angedeutet habe Ich wünsche mir, dass da ein sehr einerseits schon ein bisschen kontroverser Auseinandersetzung weiterhin stattfindet, aber auch, dass man versteht, dass es unheimlich komplexes Thema ist. Das ist wahrscheinlich nicht einfach one Fits all Lösung geben wird, sondern dass man immer genau, sehr genau hingucken muss, welches Material, welche Material, Zusammensetzung, welche Lösung ist die beste? Also wenn ich jetzt auf den Laptop zurückkomme, brauche ich da unbedingt einen bio abbaubaren Kunststoff für ein Produkt, was im Idealfall nicht weggeschmissen wird, sondern möglicherweise repariert wird. Also diese Ideale Idee ist momentan, dass man einzelne Komponenten aus einem Computer austauscht, statt den ganzen Computer wegzuschmeißen. Das heißt, dann brauche ich auch das Gehäuse nicht mit wegschmeißen. Und dann kann ich sogar vielleicht sagen, ich nehme sogar noch einen hochwertigeren Kunststoff, damit auch das Gehäuse zehn, 20 Jahre hält, weil ich eben den Computer als Ganzes nicht entsorge, sondern ich dafür sorge, dass der eine möglichst lange Lebensdauer hat. Also das, dass solche Konzepte eben kompletter gedacht werden, als immer nur den einzelnen Werkstoff.

11:14 Sandra Fleckenstein: Differenzierte Auseinandersetzung, wie du es eben schon genannt hast. Okay, vielen Dank für deinen Einblick in deinen wahnsinnig spannenden Bereich. Ich würde jetzt gerne mal so ein bisschen auf deine, auf deine Biographie zu sprechen kommen. Du hast ja bisher in deiner Karriere ganz verschiedene berufliche Stationen durchlaufen. Also du hast Studium absolviert, eine Promotion, Tätigkeit im Unternehmen inklusive, auch eine Führungsposition. Und heute bist du freie Lehrbeauftragte und freiberufliche Ingenieurin und Beraterin. Wie hatten sich der Weg für dich ergeben?

11:52 Nina Woicke: Eigentlich immer so ein bisschen von Schritt zu Schritt. Also dass ich Ingenieurin werden wollte, das war schon relativ früh für mich klar. Also ich war immer technisch interessiert und meine Eltern haben das auch immer super unterstützt und gefördert. Und das war für mich mit 15 oder 16 schon klar, dass ich Verfahrenstechnik studieren will. Also das Ding. Den Schritt hatte ich sehr klar für mich. Dann muss ich sagen, ist das mehr so immer ein bisschen der Nase nach gewesen, was dann in dem Moment für mich sich richtig und gut angefühlt hat.

12:37 Sandra Fleckenstein: Also da hat es nicht von Anfang an so, dass das große Ziel der Selbstständigkeit vor dir, sondern du hast dich so ein bisschen ja intuitiv leiten lassen, wenn ich das jetzt so richtig raus höre. Du hast eben gerade gesagt, deine Eltern haben dich, glücklicherweise von Anfang an unterstützt. Und dann dein Wunsch, Ingenieurin zu werden, war sehr früh da. Wie hat so damals dein Umfeld darauf reagiert? Weil es ja doch natürlich erst mal ein ungewöhnlicher Berufswunsch ist für eine junge Frau, leider immer noch. Aber da arbeiten wir dran.

13:10 Nina Woicke: Also gemischt. Das würde aber der engste Kreis war sehr, sehr positiv ist und hat mich da wie gesagt auch auch voll unterstützt. Und für die war das auch klar, weil sie mich halt auch erlebt haben als jemand, der eben technisch unheimlich interessiert und und und wissbegierig war und aber klar gab es genügend Leute, die dann gesagt haben, ich weiß, dass es jetzt im englischen Sprachraum gewandt, aber da sagt dann eine "thats different". Und ich hatte dann auch schon rausgehört, dass different in dem Moment nicht positiv belegt war, sondern so dieses okay, ich weiß jetzt nicht, was ich sagen soll, also sage ich jetzt einfach mal different.

13:59 Sandra Fleckenstein: Okay, was hat das, was hat das mit dir damals gemacht?

14:02 Nina Woicke: Oh, das ist. Das ist schwierig. Natürlich muss man immer gucken. Man möchte ja natürlich als junger Mensch immer irgendwie dazugehören. Und dann hat man natürlich vor allem in der Pubertät so Themen, wo man dann sich sehr stark damit auseinandersetzen muss, wenn man so dieses "Ich bin jetzt ein bisschen anders" Gefühl hat, aber es hat sich halt richtig angefühlt. Und mit dem mit der Unterstützung im direkten Bereich war das, war das dann auch möglich. Und ich muss gestehen, als ich dann an der Uni angefangen habe, da waren auch relativ wenige Frauen, aber es gab eben auch andere Frauen und da habe ich gemerkt, dass es auch die gleiche Wellenlänge dann in dem Moment ist. Also das war tatsächlich ein unheimlich tolles Gefühl, dann mit anderen Frauen zusammenzusein, die auf derselben Wellenlänge unterwegs sind. Und da wusste ich auch, dass es die richtige Entscheidung war das zu tun.

15:18 Sandra Fleckenstein: So, jetzt bist du mittlerweile Freiberuflerin, hast überall mal reingeschnuppert und dich ausprobiert und jetzt bist du quasi in der Selbstständigkeit angekommen. Welche Herausforderungen hast du so in deinem Freiberuflerin Alltag?

15:35 Nina Woicke: Ich habe jetzt war ein bisschen mutig und habe natürlich in der Corona Zeit mit der freiberuflich unterschiedlichen Tätigkeit angefangen und hatte letztes Jahr ein bisschen blauäugig gedacht, dass spätestens im März das Korona Thema dann wieder durch ist. Das hat sich ja so nicht bewahrheitet. Und das hat natürlich schon den Einstieg etwas verändert. Ich würde gar nicht mal sagen erschwert, aber verändert.

16:08 Sandra Fleckenstein: Inwiefern das?

16:10 Nina Woicke: Ja, natürlich. Akquise Tätigkeiten müssen dann natürlich schon anders durchgeführt werden. Ich hatte halt wie gesagt in meinem Kopf. Ab März ist das alles wieder in Ordnung. Und dann mache ich eine Deutschlandreise und besuche ganz viele Firmen und versuche irgendwie eben neue Kunden zu akquirieren.

16:30Sandra Fleckenstein: Also eine richtige Akquise Tour hattest du vor?

16:33 Nina Woicke: Genau. Und das hat dann eben nicht stattgefunden. Und stattdessen habe ich dann eben viel über, über ZOOM und Teams und so weiter gemacht, wo man sich eben erst mal so ein bisschen reinfinden musste. Aber das war auch spannend und ich bin auch an dieser Stelle total fasziniert, wie wie stark sich Themen auch verändern können, wenn der Druck da ist, auch wirklich Veränderungen zuzulassen. Das ist so für mich eine der ganz großen positiven Themen, die, die Pandemie gebracht hat, dass das einfach da gezeigt werden konnte. Wenn man Dinge nur will, dann kann man das auch. Und insofern, das ist sicherlich eine Veränderung, die da war und die besondere Herausforderungen gebracht hat, die ich aber auch als sehr spannend empfunden habe.

17:40 Sandra Fleckenstein: Okay, und gib uns mal so einen kleinen Einblick in deinen Berufsalltag. Wie sieht der so aus? Also wahrscheinlich ist jeder Tag ein bisschen anders. Ist ja bei Freiberuflerin oft so Wie startest du deinen Tag? Wie sieht so ein typischer Tag bei der Nina aus?

17:59 Nina Woicke: Also was ich jetzt eben schon festgestellt habe und was auch eine gewisse ist eben die Selbstorganisation. Also man muss eben seinen Tag morgens ohne den Druck, dass man weiß, dass man jetzt irgendwie um 8:00 bei irgendwem sein muss, anfangen. Das heißt tatsächlich, ich schaue weiterhin, dass ich morgens sogar relativ früh, dann erst mal den Tag starte, E-mails checke, LinkedIn checke, weil das ist eben auch so ein Bereich, wo ich sehr stark auch Selbstmarketing mache. Dann gucke ich eben was dafür, für Aufgaben anstehen, für den Tag. Und das können eben Sachen sein, dass ich eben für einen Kunden einen Bericht fertig machen muss. Der will eben ein Produkt optimieren und dann planen wir zusammen beispielsweise Versuche. Oder ich frage bei Laboren an, die entsprechende Tests gemacht haben, wo wird es gemacht werden müssen? Oder ich bin auch als Dozentin unterwegs an der Wilhelm Büchner Hochschule und da habe ich jetzt eine neues Studien Heft für die Verfahrenstechnik erstellt. Also das kann tatsächlich sehr unterschiedlich sein, oder ich fahre tatsächlich auf eine Messe oder besuchenden Kunden. Also das ergibt sich dann tatsächlich von Tag zu Tag unterschiedlich und das ist auch gerade das, was ich jetzt an meiner Arbeit wieder super spannend finde, dass sie so vielseitig ist und dass ich ganz neue Aspekte auch bearbeite gegenüber dem, was ich vorher in der Angestelltenverhältnis gemacht habe.

19:42 Sandra Fleckenstein: Vor allen Dingen sind mir jetzt zwei Begriffe hängengeblieben und das war der Begriff Selbstorganisation und Selbstmarketing, die ja wirklich in der Selbstständigkeit total wichtig sind, um einfach sichtbar zu werden für potenzielle Kund*innen. Nina, ich habe auf deiner Homepage mal ein bisschen gestöbert. Ich habe da ein Zitat gefunden, das möchte ich jetzt gerne hier mal ganz kurz vortragen. "Nur wenn man zulässt, Dinge völlig frei zu denken, wird man echte Innovationen erreichen. Meine Stärke sind kreative, neue Ansätze, die vom Problem und nicht von der Lösung her gedacht sind." Das Zitat stammt von dir, von deiner Webseite und was mich jetzt natürlich interessiert Hast du bestimmte Techniken entwickelt, um diese kreativen, neuen Ansätze zu entwickeln?

20:37 Nina Woicke: Also ich denke, dass dieser zweite Teil des Satzes, der der Schlüssel so ein bisschen ist. Also ich, man muss glaube ich immer sich sehr stark auch ins Problem reindenken. Also was, was will der Kunde oder was hat das Produkt an Vor- und Nachteilen? Und wirklich, die Analyse des Vorhandenen ist aus meiner Sicht ein wichtiger erster Baustein für solche kreativen Lösungen. Und dann tatsächlich den Abstand zu nehmen und noch mal zu sagen Ja und jetzt ganz frei. So die, die das Beispiel ist der Die Kontaktlinsen wurden entwickelt, indem man sich gefragt hat, wie sieht eigentlich eine Brille ohne Brille aus? Also tatsächlich so einfach, noch mal dieses komplett zu hinterfragen und zu sagen, wie könnte ich das vielleicht ganz anders lösen? Aber erst mal mit dem Verständnis, wie sieht die Problemwelt aus, was sind die Schwierigkeiten? Was sind die, die die Wünsche wo man hinmöchte? Und dann wie gesagt noch einmal den Cut zu machen und es einfach noch mal komplett neu zu denken.

21:49 Sandra Fleckenstein: Super spannend.Äh.Allerletzte Frage in dem Bereich jetzt. Und zwar würde mich noch interessieren. Du hast jetzt gesagt okay, du bist jetzt ein neuer Kunde und ein neues Projekt und du fängst erst mal bei der Problemstellung an und machst dann das Blatt quasi blank und versuchst neue Fragen zu entwickeln. Erst mal. Was inspiriert dich denn? Und dazu haben wir eine Kategorie und jetzt darfst du gleich mal alles benennen, was dich inspiriert. Also irgendwelche Hast du irgendwelche Vorbilder? Gibt es ein Buch, wo du sagst im Bereich Kunststoff Technik oder auch in einem anderen Bereich, den du wichtig findest? Das müsst ihr gelesen haben oder vielleicht auch ein verweist auf einen anderen Podcast. Alles das ist jetzt gleich total interessant für mich.

22:56 Nina Woicke: Also für mich ist tatsächlich die Natur ein total wichtiges Element der Inspiration. Ich, wenn ich mal den Kopf frei kriegen muss, das mache ich auch manchmal über Tag. Jetzt habe ich ja die Möglichkeit, auch tatsächlich als freiberufliche. Dann mache ich erst mal einen Spaziergang und lass die Umgebung auf mich wirken und gehe so ein bisschen auf die Felder, hier hinter dem Wohngebiet und dann, wenn ich dann so auch manchmal, dann mache ich auch Fotos von Butterblumen oder Mais in am Wachsen oder so einfach um da so ein bisschen auch die Inspiration dann mit wieder in den Arbeitsalltag zu bekommen und die zweite Inspiration, die ich jetzt auch tatsächlich im letzten Jahr so ein bisschen vertieft habe, ist zu gucken, in die Vergangenheit zu gucken und so zu lernen von den Menschen, gerade im technischen Bereich, die da waren, um zu gucken. Also Technik ist ganz viel, eben auch Menschen, Menschen, die zusammenkommen, Menschen, die sich inspirieren lassen. Menschen, die manchmal aber auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben und daraus entwickelt sich oft was Neues und Technik. Und sich mit diesen Menschen auseinanderzusetzen, das, das macht mir auch Spaß und zu sehen okay, was kann ich von diesen Menschen lernen, was kann ich für mich da vielleicht mitnehmen?

24:37 Sandra Fleckenstein: Das ist ein sehr gutes Stichwort. Was kannst du für dich mitnehmen? Ich habe noch eine allerletzte Frage jetzt an dich. Was ist denn dein Lieblingsgetränk?

24:45cNina Woicke: Portwein

24:46cSandra Fleckenstein: Ein Portwein. Nehmen wir den Portwein. Okay. Liebe Nina, du sitzt in deinem Lieblingscafe. Wir befinden uns gerade am späten Nachmittag. Die Sonne geht schon langsam unter. Eine total nette Kellnerin kommt auf dich zu, bringt dir deinen Portwein zum Feierabend und dir gegenüber sitzt dein jüngeres Ich. Was möchtest du deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?

25:09cNina Woicke: Ja. Lass dich nicht. Von deinen Intuitionen abbringen. Wenn es sich richtig anfühlt, was zu machen. Dann mach das genauso wie und lass dich da von niemanden beirren.

25:28cSandra Fleckenstein: Das ist ein wunderschönes Schlusswort. Ein großes Dankeschön an Nina Woike, die uns heute spannende Einblicke in ihre Arbeit und die Welt der Kunststoffe gewährt hat. Danke an Euch, liebe Zuhörer*innen, dass ihr euch heute hier rein geklickt habt. Ja, dann würde ich sagen Folgt weiterhin eurer Intuition und let's stay curious!

25:54cOutro: Wir hoffen, dass euch die Folge gefallen hat. Auf unserer Plattform Innovative-Frauem.de findet ihr weitere spannende Inhalte. Schaut doch gern mal vorbei. Habt ihr Fragen oder Wünsche? Dann schreibt uns an Podcast @Innovative- Frauen.de. Ihr findet uns auch bei Instagram, Twitter, YouTube und LinkedIn und eine Info zum Schluss für die Transparenz. Die Plattform #Innovative Frauen wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderrichtlinie Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation Leistungen und Potenziale sichtbar machen und Sichtbarkeit strukturell verankern unter dem Förder Kennzeichen 01FP21070 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Kompetenzzentrum Technik Diversity Chancengleichheit e.V.

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