Carmen Faust-Ellsässer: Was sind datenbasierte Steuergeräte?

Shownotes

Wie passen eigentlich Mathematik und Autos zusammen? Carmen Faust-Elsässer war schon als junges Mädchen mathematikbegeistert und hat sich nach ihrer Promotion für eine Karriere in der Industrie entschieden. Bei Robert Bosch hat sie als Ingenieurin datenbasierte Steuergeräte entwickelt, ist Führungskraft und arbeitet seit der Geburt ihrer Kinder in Teilzeit.

In dieser Folge #ForscherinnenFreitag spricht sie über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Bewerbungsgespräch und gibt Tipps, wie Frauen ihre Stärken mehr hervorheben können. Sie erklärt, was eine Simulations-Ingenieurin genau macht und warum sie sich gegen eine wissenschaftliche Laufbahn entschieden hat.

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00: 00:09Intro/ Outro: Forscherinnen Freitag, der Interview Podcast mit innovativen Frauen aus der Wissenschaft.

00: 00:16Sandra Fleckenstein: Hallo und herzlich willkommen! Es ist wieder Forscherinnen Freitag Zeit. Mein Name ist Sandra Fleckenstein, und ich freue mich sehr, heute eine Gästin aus dem Mint Bereich in der Sendung begrüßen zu dürfen. Sie ist Mathematikerin, Simulations-Ingenieurin, Führungskraft und Mama. Es gibt also eine Menge spannender Themen, zu denen sie mir heute Rede und Antwort steht, Doktorin Carmen Faust-Ellsässer. Schön, dass du da bist! Hallo und herzlich willkommen! Ja, bevor wir jetzt gleich inhaltlich starten, beschreib dich doch gerne erstmal bitte mit drei Hashtags.

00: 00:57Carmen Faust-Ellsässer: Den ersten, hast du schon gesagt. Ich würde tatsächlich immer noch sagen: Mathematikerin, dann Produktentwicklerin in der Zwischenzeit und ja, Mama und Führungskraft als eines.

00: 01:14Sandra Fleckenstein: Sehr gut, vielleicht lassen wir auch bei dir vier durchgehen. Das ist okay. Du hast schon gesagt, der erste ist Mathematikerin. Wo kommt denn deine Affinität für Zahlen und Technik her? Also hast du dich schon als kleines Mädchen dafür interessiert, oder gab es vielleicht so eine Art Schlüsselerlebnis?

00: 01:33Carmen Faust-Ellsässer: Also, es war irgendwie schon eigentlich schon immer eher, dass mir so dieses mathematische Zahlen denken mehr lag, jetzt als zum Beispiel sprachen lernen oder so. Also, das war irgendwie schon immer so. Ich hab dann in der Schule wirklich ganz großartige Lehrerinnen gehabt. Und wir waren so eine Clique Mädels, die alle in Mint Bereich gegangen sind, dann später, die schon immer wunderbar gefördert haben, waren dann bei den Schüler Wettbewerben. Wir hatten Mathe AGs, und auch damals in der Zeit war gerade modern, dass man Unterricht nur für Mädels gemacht hat, also die Klassen geteilt hat in Mädchen und Jungen, und da, den man Mathe Unterricht dann so gemacht hat, und da wurden wir halt echt großartig gefördert, da war es dann in der Schule schon ganz früh klar, okay, es geht halt in den Mint Bereich, und das war während der kurz vorm Abi dann noch diese Frage: Okay, was jetzt in diesem Mint Bereich, und dann war auch ganz klassisch in der Schule Studiums Vorstellung. Also, ich habe in Heidelberg Abitur gemacht und dann eben dort auch studiert, und da kamen Leute dann von der Heidelberger Uni und haben vorgestellt, was man da so tolles studieren kann, und da hat ein Professor damals vorgestellt, dass es einen neuen Studiengang gibt, und in Heidelberg, und der war Mathematik mit Ausrichtung Wissenschaftliches Rechnen, hieß das, beinhaltet aber, dass man eben ganz explizit angewandte Mathematik macht und da schon immer viel Numerik mit dabei hat. Und das ist es also: Mathematik als diese spannende Fachweiter. Schon wirklich diese Theorie gereizt, aber nicht nur im Elfenbeinturm, sondern in der Anwendung und so.

00: 03:22Sandra Fleckenstein: Okay, du hast gerade erwähnt, eure Mädels Clique wurde glücklicherweise schon sehr früh auch gefördert in diese Richtung, auch von LehrerInnen Seite. Also waren da auch weibliche Lehrkräfte, die eben aus dem ich Mint Bereich kamen, die dann euer Potenzial entdeckt haben. Gerade die Mädels, die müssen wir da fördern. Oder wie war das bei dir?

00: 03:46Carmen Faust-Ellsässer: Ja, also, wir hatten tatsächlich eine ganz großartige Mathelehrerin so in der zehnten Klasse rum, die also wirklich ganz groß auch dieses Potenzial erkannt hatte und dann nachher auch in den Leistungskursen. Damals eben war auch die, der Leistungskurs und der Physik Leistungskurs, beides von Frauen, von Lehrerinnen gemacht. Die haben wirklich immer den Blick dafür gehabt, dass eben auch sie gucken, dass eben auch die Mädels in dem Bereich gefördert werden.

00: 04:28Sandra Fleckenstein: Waren diese Lehrerinnen für dich so eine Art Vorbild, oder welche Vorbilder hattest du in diesem Alter?

00: 04:35Carmen Faust-Ellsässer: Die beiden waren schon ein Vorbild. Eine Mathematiklehrerin, die war dann eben die, die auch diese Familien und Arbeiten Thema schon verbunden hat, sie hatte zwei Töchter, und für die war das völlig klar, dass sie trotzdem eben weitermacht und wurde später auch mal noch Rektorin von einem Gymnasium und so, also der war das völlig klar, dass das geht, und das war dann so ein Vorbild. Und die Physik, Lehrerin war selbst promovierte Physikerin. Also davor kannte ich da nicht so viele promovierte Physikerinnen, und da war dann irgendwie schon klar, dass das geht eben als Frau auch. Das war also, das war schon Vorbild, die beiden ja!

00: 05:19Sandra Fleckenstein: Es geht als Frau auch, und du fühlt sich irgendwie berufen diesen Weg auch einzuschlagen. Das klingt spannend. Du hast gerade schon gesagt, du hast Mathematik an der Universität Heidelberg studiert und darin dann auch promoviert. Wie erging es dir da als Frau im Mint Bereich während des Studiums?

00: 05:38Carmen Faust-Ellsässer: War während des Studiums gar kein großes Thema, weil also in Mathematik ist es ja so, dass in den Grundvorlesungen die Diplom damals noch und Lehramtsstudenten gemeinsam, und da sind bei den Lehramtsstudenten sind ja viele Frauen dabei gewesen. Also, das war gar nicht so, wie manchmal in den Ingenieurs zur Vorlesung oder so war, dann wirklich ganz wenige Frauen sind, sondern das war eigentlich, es war nicht 50 Prozent, aber ich sagen, fast 40 waren das, glaube ich, Prozent, so dass da also deswegen war das gar nicht so Thema, dass man da das gesagt hat, und dann war auch dann später, als es ein Hauptstudium und auch in der Promotion waren, immer, ja, ich würde sagen, da war ein bisschen weniger, aber dann waren so 30 Prozent waren es immer noch. Also, es war nicht so diese ganz absolute Minderheit, dass es nur ganz wenig, also zwei Frauen irgendwo sind. Von daher war das kein großes Thema so.

00: 06:36Sandra Fleckenstein: Also kamst du dir gar nicht so exotisch vor?

00: 06:36Carmen Faust-Ellsässer: Nee, also eher quasi eher dieses Fach an sich, weil es sind ja nicht so viele, die Mathematik studieren, verglichen zu den anderen MintFächern, aber das war eher das Exotische, aber nicht als Frau.

00: 06:51Sandra Fleckenstein: Okay, nach deiner Promotion hast du direkt auf die Industrieseite gewechselt, nämlich zu Robert Bosch, und zwar in den Automotive Bereich. Aus welchen Gründen also, wie passen Mathe und Autos zusammen?

00: 07:06Carmen Faust-Ellsässer: Also, es war zuerst also während der Promotion sozusagen kam, war für mich irgendwie klar, die Hochschule ist nichts für mich, also dieser Hochschulbetrieb, das ist einfach mir dann doch zu theoretisch gewesen. Also, ich wollte dann doch was Angewandtes, und dann guckt man ja irgendwann mal, und ich habe dann eben geguckt, wo kann man Numerik, Optimierung, Simulation hatte ich dann ja gemacht, auch im Studium und Promotion überlegt, wo kann man das spannend anwenden? Und da ist Automotive eben gar nicht so weit weg. Also da wird eben sehr, sehr viel simuliert, da wird viel gerechnet, und sie hatten offene Stellen, es kommt auch noch dazu, und so kam ich dann eben auch tatsächlich über so ein Frauen Event wo verschiedene Firmen sich vorgestellt haben, und da war eben auch Bosch, und so kam ich dann zu Bosch, genau.

00: 08:16Sandra Fleckenstein: Du bist ja Simulations Ingenieuren. Was ist ein Simulationsingenieur, und was macht man da in diesem Beruf?

00: 08:25Carmen Faust-Ellsässer: Also, ich habe als Ingenieurin angefangen, ich bin Zwischenzeit Gruppenleiterin, also selber simuliere ich jetzt in der zwischenzeit gar nicht mehr. Aber als ich angefangen habe, habe ich also wirklich am Rechner eben physikalische Probleme numerisch abgebildet und dann eben geguckt, wie warm wird das Steuergerät zum Beispiel. Also wir entwickeln Steuergeräte, das heißt alles, was im Auto an Elektronik irgendwas regelt, irgendwas steuert. Also in Zwischenzeit bin ich im Bereich von den Lenkungen und Bremse. Das heißt, wenn man auf das Bremspedal drückt, das eben nicht so nicht wie früher einfach nur gebremst wird, sondern dass eben die Bremse so gesteuert wird, dass man noch denken kann, dass die Reiter nicht blockieren und so weiter, und das macht, da ist Elektronik mit drin, und die Elektronik muss im Fahrzeug, darf die nicht zu heiß werden, sonst geht es irgendwie kaputt. Die, wenn so ein Fahrzeug irgendwie mal schüttelt, weil es über eine Schlechtwegstrecke fährt, dann darf die auch nicht kaputt gehen. Und wenn es irgendwie drauf regnet und unten alles nass und feucht ist, darf das auch nicht irgendwie die Elektronik kaputt machen, und dass man das eben vorher schon weiß, wie warm wird, das funktioniert das, bevor man die ersten Teile aufbaut. Da simuliert man, und das habe ich dann zuerst gemacht.

00: 09:54Sandra Fleckenstein: So, wir sind ja jetzt inhaltlich schon sehr nah an deiner Innovation dran: datenbasierte Steuergeräteentwicklung, und du bist ja auch zweifach Mama. Wie erklärst du denn deinen Kindern, an was du da arbeitest?

00: 10:11Carmen Faust-Ellsässer: Ja, die sind sechs und vier, momentan noch. Wir gucken, dass das Auto fährt.

00: 10:19Sandra Fleckenstein: Wir gucken, dass das Auto fährt. Die Mama rechnet da ein bisschen, dass das Auto dann gut fahren kann.

00: 10:25Carmen Faust-Ellsässer: Genau ich würde es jetzt so sagen, was wir jetzt wirklich machen in der Zwischenzeit ist. Es gibt ja die Möglichkeit, eben sehr viele Daten zu erfassen, sei es, wie die Fahrzeuge nachher fahren, wenn die dann im Feld eben fahren, aber auch in unseren Werken. Das heißt, man baut dann irgendwie Millionen von diesen Teilen auf, und dann sind die natürlich nicht alle gleich, die sind, in Wahrheit streut sich da alles ein bisschen, und dann hab ich da Verteilungen, und das wirkt sich dann wieder aus auf meine Belastung, die ich danach her in diesen Geräten sehe und diese Schnittstelle zu unseren Werken und auch Muster bauen, wenn die ersten Teile mal als Muster aufgebaut werden. Da sind wir dran, dass wir das eben nicht nur auf physikalischer Ebene, also früher hat man das Teil genommen, das aufgebaut wird und halt vermessen, sondern eben auch digital bekommt, dass man eben beim Aufbau mit misst, wie groß, wie klein, wie dick, wie dünn ist das und wir diese Daten dann eben sofort schon bekommen und wir die dann eben nicht nur eine Variante in der Simulation haben, sondern mehrere, und so dann eben diese Einflüsse schon noch besser berechnen können.

00: 11:38Sandra Fleckenstein: Und was macht deine Innovation so spannend für den Markt?

00: 11:44Carmen Faust-Ellsässer: Es ist eigentlich ganz einfach, die Steuergeräte sollen am Ende funktionieren. Das möchte jeder, und jeder möchte nicht so sonderlich viel Geld dafür zahlen. Also, es soll möglich günstig werden, und das heißt, man muss immer gucken, dass man immer genauer weiß, wann funktioniert dieses Gerät, und dann muss ich eben mich immer mehr auch an diese Grenze hinlegen, dass es eben noch funktioniert, aber halt nicht kaputt geht, aber Grad so noch tut, weil normalerweise ist halt immer, wenn es länger funktioniert oder besser funktioniert, wird es teurer, und das möchten wir ja alle nicht, weil so Autos sind schon teuer genug, und deswegen muss immer gucken, dass man da ganz nah hinkommt. Je mehr man darüber weiß, desto besser kann man das machen, dass man diesen trade off zwischen was kostet das gerät, und das funktioniert aber immer noch, so wie es soll, dass das immer besser wird.

00: 12:41Sandra Fleckenstein: Ich stell jetzt mal vor, dass es ja seither sollte das ja das Ziel sein bei der Entwicklung von Geräten oder in dem Fall Autos. Was ist wirklich das Innovative an der Arbeit, die du da machst? Was ist das Neue da dran?

00: 13:00Carmen Faust-Ellsässer: Ja, die das jetzt wirklich in diesem Digitalisierungs Vorgänge, das sagt, wir nutzen diese Daten, die es in der Zwischenzeit gibt, und brechen dadurch die so auf, dass wir eben nicht mehr die Entwicklung macht, macht ihren Job, und die Fertigung macht ihr einen anderen Job, und dann gibt man halt mal ein Gerät hin und her oder so, sondern dass man wirklich diese auf der Datenebene ganz einfach hin und her gucken kann wie funktioniert das, welche, wie sehen die Teile wirklich aus, wie viele sind auch, wie ist diese Verteilung statistisch? Und dass man diese Zusammenarbeit noch besser hinbekommt, also über diese Daten, dass man da über Bereichsgrenzen hinweg zusammenarbeiten kann.

00: 13:52Sandra Fleckenstein: Verstehe, du hast es gerade schon angeteasert. Also, in den letzten 15 Jahren hast du dich ja von einer Mitarbeiterin zur Führungskraft entwickelt. Du bist mittlerweile Gruppenleiterin. War das schon immer dein Plan oder dein Traum, jetzt neben einer fachlichen Entwicklung dich auch in so eine Führungsrolle zu entwickeln?

00: 14:12Carmen Faust-Ellsässer: Nein, ich habe also, ich als Mathematikerin kommt an die Uni, kommt dann in die Industrie, da ist man ja fachlich ganz tief und möchte. Also, für mich war immer klar, wir gehen in diese Fachrichtung, und bei Bosch gibt es also auch drei Karrierewege: Fachführung Projektlaufbahn, und für mich war das gesetzt. Ich mache diese Fachlaufbahn, da bleibe ich da bei meinen Simulationen und ganz tief drin. Ich hatte dann aber tatsächlich einen Chef, der dann gesagt hat, ja, Carmen, du machst das alles toll, ist alles super alleine, machst aber viel besser, wenn du ein Team hättest, wo du ein paar Leute hast, die mit dir zusammenarbeiten. Teamleitung wäre doch eigentlich neben deiner Fachrolle genau das richtige. Und da hab ich dann gesagt, mache ich, probiere ich aus, und ich fand das damals schon super spannen. Und dann kam sozusagen, war ich schwanger mit meinem ersten Kind, und dann war noch so die Frage, wie komme ich wieder, was machen wir dann? Und dann habe ich damals gesagt, ja, ich komme mal in Teilzeit wieder, ich möchte ziemlich schnell wiederkommen. Also, ich kam dann, nach sechs Monaten nach der Geburt, war ich dann wieder da, und weil ich immer arbeiten wollte, aber in Teilzeit, und dann war so die Frage: Okay, wie gestalten wir diesen Job? Und dann hat habe ich mit meinem damaligen Chef gesagt: Pass auf, wir machen die Teamleitung weiter und eben nicht diese diese selber operative, sondern guck, dass du, dass ich wirklich in dieses Führungsthema, und wie gestalten wir das, weil das mir dann da schon sehr Spaß gemacht hat, und mein Chef damals auch gesagt, das kannst du so gut, das machst du weiter, und so bin ich dann wirklich eigentlich auch so zeitgleich mit Kind dazu gekommen, dass es eigentlich gesagt habe, okay, das ist eigentlich das, was mir neben dem fachlichen richtig Spaß macht und man noch mal richtig toll gestalten kann.

00: 16:12Sandra Fleckenstein: Ja, du hast gerade schon angesprochen, du bist ja zweifache Mama. Welche Rolle spielen Mathe und Technik denn bei euch zu Hause, in der Familie?

00: 16:23Carmen Faust-Ellsässer: Ja, also mein Sohn sagt immer, sein Lieblingsfach ist Deutsch, ein harter Schlag, momentan noch in der Schule. Aber sonst, ich glaube, wir Handwerken, basteln, viel, dass man eben auch wirklich so das erste Technik Dinge bekommt. Bei uns wird viel lego, lego Technik schon gebaut, solche Themen, und natürlich, wenn du dann irgendwelche naturwissenschaftlichen Fragen kommt, mein Mann sagt dann, du musst nicht alles bis zum Detail erklären, aber dann redet man halt schon in dem Bereich mehr als jetzt eben in anderen Bereichen, wo ich mich nicht so gut auskenne.

00: 17:06Sandra Fleckenstein: Also, ihr versucht schon, eure Kinder da auch zu fördern, in die Richtung, aber, wenn ich es jetzt richtig verstehe, auch breit zu fördern ?

00: 17:15Carmen Faust-Ellsässer: Ja, ich meine, wenn mein Sohn dabei bleiben sollte, das eben deutsch doch ganz toll ist, soll er ja auch in seine, in die Richtung gehen können, die er möchte also alle beide, die sollen ja in die Richtung gehen können, wie sie wollen, wir versuchen anzubieten die Vielfalt, was es so gibt, was ich wirklich ein schweres Thema finde, weil der Tag hat auch bei Kindern nicht so viel, nur begrenzte Stunden und also kommen muss, und da eben, dass man da aus allen Bereichen sowas anbietet. Also finde ich schon, ne Aufgabe, wird bei uns eher so ein bisschen diese naturwissenschaftliche Bereich stärker im Fokus sein, aber wir aber, wir versuchen halt auch, das breit zu machen, dass sie wirklich sich dann am Ende so gut entwickeln können, wo sie halt hin wollen.

00: 18:02Sandra Fleckenstein: Ja, du hast es eben erwähnt, es ging quasi parallel. Du bist in Teilzeit gegangen und dann in die Führungsposition. Wie funktioniert Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei euch? Also wie organisiert ihr euch als Familie?

00: 18:20Carmen Faust-Ellsässer: Ja, also jetzt in der Zwischenzeit gesagt, die zwei sind jetzt vier und sechs Jahre, der Große ist dieses Jahr in die Schule gekommen, die Kleine ist noch im Kindergarten mit verlängerten Öffnungszeiten. Wir haben dann die schöne Situation, dass wir noch eine Oma am Ort haben, die auch die Kinder zweimal die Woche , abholt, und darüber hinaus arbeite ich jetzt eben 30 Stunden, und bei meinem Mann, der Arbeitet Vollzeit, sind aber 35 Stunden. Also es ist, bei mir wären Vollzeit 40 Stunden, und ich sage, das kriege ich also momentan nicht geleistet, und bei meinem Mann, wie gesagt, diese 35, das geht dann schon, und ich, jeder von uns hat sozusagen seine zwei langen Tage, wo man dann auch wirklich open end arbeitet, und ich habe dann zwei Tage die Woche, wo ich einfach die Kinder abhole, und das heißt für mich aber auch, um zwei hole ich die Kinder ab, egal was ist, es macht sonst keiner, die würden dann im Kindergarten, in der Schule stehen. Ich gehe da hin, und es ist in meinem Kalender blockiert, und das weiß jeder, und das ist halt so, war dann auch tatsächlich, also ich bin in die Gruppen Leitungsrolle, dann in diesen 30 Stunden, schon habe ich dann gewechselt und habe das dann eben mit meinem jetzigen Chef. Ich sag du ja, also ich würde diesen Job sehr, sehr gerne machen, aber das ist halt eine Randbedingung, und ich habe diese zwei Tage, die Woche.

00: 19:49Sandra Fleckenstein: Und das ging dann auch ohne Probleme so durch? Ihr hab natürlich jetzt auch den Vorteil, dass die Oma noch vor Ort ist, was natürlich toll ist und Erleichterung. Was wünschst du dir gesellschaftlich strukturell um Frauen, gerade eben auch in so technischen Führungspositionen, damit man die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert? Gibt es da irgendwas, wo du sagst, das würde mir helfen.

00: 20:16Carmen Faust-Ellsässer: Ja, ich glaube, gerade diese Flexibilität in der Arbeitszeit, also weil also ich, meine andere Familie, mag das anders sein, aber bei uns wäre das nicht vorstellbar mit zweimal 40 Stunden. Also ich weiß nicht, wie man das organisiert kriegen soll. Also, wir schaffen das nicht, und ich finde auch heute nicht, dass bei meinen Mitarbeitern oder bei Freunden sehe, das sind alles immer diese ungefähr so zwischen 60 und 70 Stunden schafft so eine Familie Erwerbsarbeit und dann auch Care Arbeit nebenher oder dazu, und da muss man nur gucken, wie man das aufteilt. Und ich finde, dieses eben Wegkommen von diesem Gedanken, man muss auch als Führungskraft immer verfügbar erreichbar sein, weil ich finde, wenn man sich ganz ehrlich ist, auch die, die in Vollzeit arbeiten, sind ja nicht immer für alle erreichbar. Also die sind auch in der Besprechung, die sind auch auf Dienstreise, die sind auch irgendwo, die sind nicht immer da und da eben. Aber aber es ist halt in den Köpfen oft, dass man immer da sein muss, und dieses Umdenken, das finde ich wichtig, und also, ich hab ein Chef, für den das gar kein Thema war. Ich weiß aber auch, es gibt andere.

00: 21:33Sandra Fleckenstein: Ja, dann freut es mich natürlich sehr, dass du da wieder mal so Glücksgriff hattest, quasi schon früher bei den Lehrerinnen, jetzt bei dem Chef, der dir eben diese flexiblen Arbeitszeiten ermöglicht und dich auch da fördert. Jetzt gehen wir nochmal kurz auf deine Funktion als Gruppenleiterin ein. Da hast du ja auch die Möglichkeit, quasi Mitarbeitende zu fördern, sage ich jetzt mal. Du bist wahrscheinlich auch für die Akquise neuer Mitarbeiter zuständig. Also gehe ich jetzt einfach mal von aus. Merkst du, dass sich Frauen gerade in Vorstellungsgesprächen anders präsentieren als Männer? Inwieweit?

00: 22:16Carmen Faust-Ellsässer: Ja, wenn man quasi eine Stellenbeschreibung hat, die ist irgendwie ausgeschrieben, und Männer erzählen dann eigentlich immer, oder zumindest der Großteil, was sie alles können, und ob da, wenn da drei Punkte sind oder auch fünf oder zehn, die sie nicht können, da wird einfach nicht drüber geredet. Die erzählen selbstbewusst, was sie können, und Frauen ich gemerkt, die gehen oft eher in dieses: Ich erzähl halt auch noch ganz ehrlich und und freundlich, wie ich bin, was ich nicht kann und dann teilweise eben so vorsichtig, und das ist schon fast schon ein bisschen, finde ich dann so dieses Licht unter den Scheffel stellen, also gerade im Vergleich, weil die können genauso viel, und stellen es aber halt viel kleiner da, oder die Männer viel größer und aufgeplusterte, dass je nachdem, wie man sieht, und das finde ich wirklich so ein Thema, das mir aufgefallen ist.

00: 23:18Sandra Fleckenstein: Das heißt, welche Tipps hast du für Frauen, um sich gerade in so Vorstellungsgesprächen gut zu präsentieren? Gibt doch unseren ZuhörerInnen da gerne mal was mit auf den weg!

00: 23:28Carmen Faust-Ellsässer: Ja, also wirklich selbstbewusst und man soll ja nicht lügen, das will ich nicht sagen. Aber man muss ja auch nicht von vornherein die Leute darauf stupsen, was so noch die offenen Punkte sind oder wo die Schwierigkeiten sind, sondern man kann ja mal damit anfangen, was man kann und was gut ist, und dann kommt man zu dem Rest dann schon, dann macht man das auch ehrlich. Also aber eben diesen Fokus auf das legen, was man tolles kann, und die Frauen können ganz viel tolles!

00: 23:59Sandra Fleckenstein: Ja, das stimmt, ja, jetzt haben wir zusammen uns deinen Arbeitsalltag angeguckt und auch, was du dir wünschen würdest, was so das Leben als weibliche Führungskraft erleichtern würde. Jetzt möchte ich gerne mit dir noch mal am Ende der Sendung kurz gemeinsam zurückschauen, und zwar zurück ins Jahr 1999. ZUr Carmen, die gerade als Studienanfängerin in ihren ersten Mathe Vorlesungen sitzt. Mit dem Wissen von heute: Was möchtest du deinem Jüngeren ich mit auf den Weg geben?

00: 24:36Carmen Faust-Ellsässer: Höre darauf, was du möchtest, und also nicht zu sehr. Es ist passiert so viel, und es wird auch so weitergehen, da ganz viel passiert. Nicht nur darauf reagieren, was zum rum passiert, sondern immer sich selbst überlegen, was möchte ich, was ist gut für mich, und dann in der Umgebung suchen, wie kriege ich das gewuppt, dass es in die Richtung geht und nicht anders drum, erst gucken, was braucht die Welt drum rum, und mich dann anpassen.

00: 25:07Sandra Fleckenstein: Das sind schöne Schlussworte von dir. Vielen Dank liebe Carmen, dass du dir heute Zeit für uns genommen hast und uns Einblicke in dein Leben, in deinen Lebenslauf, in deine Innovation ermöglicht hast und an alle ZuhörerInnen, schaut doch auch gerne mal auf unserer Plattform innovative Frauen vorbei, und lass dich von vielen Frauen dort inspirieren. Oder wenn du selbst eine Studentin, Wissenschaftlerin, Professorin, Preisträgerin, Pionierin, Entwicklerin, Gründerin oder Tüftlerin bist und mehr Sichtbarkeit willst, was ja bekanntlich immer gut ist, dann bewirb dich gerne mit deiner Innovation für unsere Datenbank, und vielleicht bin ich dann mit dir in der nächsten Staffel Forscherinnen Freitag bereits im Gespräch. Tschüss, Liebe Carmen!

00: 25:55Carmen Faust-Ellsässer: Tschüss! Dankeschön!

00: 26:01Intro/ Outro: Wir hoffen, dass euch die Folge gefallen hat. Auf unserer Plattform innovative-Frauen.de findet ihr weitere spannende Inhalte. Schaut auch gerne mal vorbei. Habt ihr Fragen oder Wünsche? Dann schreibt uns an Podcast@innovative-Frauen.de. Ihr findet uns auch bei Instagram, Twitter, YouTube und LinkedIn. Und eine Info zum Schluss für die Transparenz. Die Plattform #innovativeFrauen wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderrichtlinie Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation, Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern unter dem Förderkennzeichen 01FP21070 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Kompetenzzentrum Technik, Diversity, Chancengleichheit ev.

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