Yvonne Joseph: Was sind chemische und biologische Sensoren für das Internet der Dinge?

Shownotes

Unsere heutige Interviewgästin Dr’in Yvonne Joseph ist Professorin am Institut für Elektronik und Sensormaterialien an der TU Freiberg und entwickelt in ihrer Forschungsarbeit Sensoren für das Internet der Dinge. Wie das funktioniert und wo die Sensoren zu finden sind, erzählt sie uns in dieser Folge #ForscherinnenFreitag.

Über unsere Plattform #InnovativeFrauen könnt ihr euch mit Yvonne vernetzen, außerdem ist sie offen für Interviews und Anfragen als Rednerin, als Mentorin oder zur aktiven Vernetzung: Profil von Prof’in Dr’in Yvonne Joseph

TU Bergakademie Freiberg

Fragen oder Anmerkungen? Schreibt uns gerne: podcast@innovative-frauen.de Plattform #InnovativeFrauen Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. Förderrichtlinie „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“

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00: 00:09Intro/ Outro: Forscherinnen Freitag, der Interview Podcast mit innovativen Frauen aus der Wissenschaft.

00: 00:15Sandra Fleckenstein: Hallo und herzlich Willkommen beim Interview Podcast Forscherinnen Freitag! Schön, dass du dich reingeklickt hast, um dich auch heute wieder von einer innovativen Forscherin inspirieren zu lassen. Sie ist Professorin und Institutsdirektorin am Institut für Elektronik und Sensor Materialien an der Fakultät für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie an der technischen Universität Bergakademie Freiberg. Ihre Innovation ist es, chemische und biologische Sensoren für das Internet der Dinge zu entwickeln. Was es damit auf sich hat, das frage ich heute natürlich für euch nach, bei Professorin Doktorin Yvonne Joseph. Schön, dass du da bist. Hallo, herzlich willkommen. Wir haben uns sehr gefreut, als du zugesagt hast, und bevor wir natürlich gleich auf deine spannende Innovation genauer zu sprechen kommen, was ist das Internet der Dinge? Hilft uns da gerne mal.

00: 01:18Yvonne Joseph: Ja, das ist, wenn Dinge, Geräte unseres Alltages digital miteinander kommunizieren können. Also im Moment ist es ja noch so, dass wir viel am Rechner selber eingeben müssen, dass es immer über den Mensch läuft, und wenn dann die Dinge irgendwann anfangen, miteinander zu kommunizieren und sich auszutauschen und auch vielleicht auf andere digitale Ressourcen zugreifen zu können, ohne dass man es aktiv als Mensch kontrolliert, dann spricht man vom Internet der Dinge.

00: 01:47Sandra Fleckenstein: Okay, kannst du mir da noch mal so ein Beispiel für geben? Also, ich habe den Begriff schon mal gehört, aber ich kann mir noch nicht so konkret darunter vorstellen. Du jetzt gesagt, wenn Geräte unabhängig von Menschen miteinander kommunizieren.

00: 01:58Yvonne Joseph: Ja, man könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass der Kühlschrank sich selber auffüllt, dass der also eine Bestellung loslässt beim nächsten Supermarkt und dafür sorgt, dass eine Lieferung kommt, weil die Milch alle ist. Er hat also erkannt, dass im Kühlschrank die Milch fehlt, und dann kann dort ja die Bestellung ausgelöst werden. Am nächsten Morgen kann man wieder Müsli essen.

00: 02:17Sandra Fleckenstein: Okay, das klingt ziemlich praktisch, und was genau ist jetzt deine Innovation?

00: 02:26Yvonne Joseph: Ja, wir versuchen natürlich erst mal, muss der Kühlschrank oder das Ding ja seine Umgebung erkennen, und dafür entwickeln wir eben Sensoren, dass man sehen kann oder dass das Gerät weiß, in welchem Zustand es sich befindet oder in welchem Zustand seine Umgebung ist, sodass es dann eben adäquat darauf reagieren kann.

00: 02:45Sandra Fleckenstein: Also, wenn wir jetzt bei dem Beispiel mit dem Kühlschrank bleiben, ihr entwickelt quasi die Sensoren, die dann erkennen, da fehlt die Milch.

00: 02:55Yvonne Joseph: Genau, oder die Milch ist schlecht geworden. Auch das könnte, könnte der Sensor messen.

00: 03:01Sandra Fleckenstein: Das heißt, da müsste dann ein Sensor in der Milchtüte sein, oder kann das dann von außen?

00: 03:07Yvonne Joseph: Der könnte das auch von außen. Wenn die Milch in der Glasflasche ist, ist aus vielerlei Gründen sowieso umweltfreundlicher, und das könnte auch durch das Glas durchmessen.

00: 03:16Sandra Fleckenstein: Okay, wie bist du dazu gekommen?

00: 03:21Yvonne Joseph: Ja, das hat sich im Laufe meiner Karriere so entwickelt. Ich habe mich immer gefragt, wie Moleküle mit Oberflächen wechselwirken, und das ist was, was in verschiedenen Anwendungsgebieten eine Rolle spielt, also von Medizintechnik, von Implantaten oder auch in der Katalyse, und da habe ich halt meine Doktorarbeit damals gemacht und war dann in der Industrie, und dort wurden eben chemische und biologische Sensoren entwickelt, und ich fand das spannend und habe das weitergemacht.

00: 03:53Sandra Fleckenstein: Du hast jetzt schon ein bisschen was von diesen Sensoren erzählt, die ihr dann entwickelt, auch diese Oberflächen Sensoren, oder so hast du es genannt. Wo kommen die jetzt, außer in unserem hypothetischen Beispiel mit dem Kühlschrank, wo kommen die überall vor, oder wo finden die ander?

00: 04:11Yvonne Joseph: Nun ja, man könnte sich zum Beispiel auch oder ganz klassisches Beispiel, was heutzutage leider jeder kennt, das ist der typische Covid Sensor. Das ist also auch etwas oder ein Schwangerschaftstest, womit man eben auch die Umgebung wahrnehmen kann. In dem Fall ist die Umgebung dann eben die Speichelprobe oder die Urinprobe, wo man misst, und kann dann eben sehen, ja, hat man den Virus in sich oder eben nicht. Das ist also ganz praktische Anwendung, wo solche Sensoren auch zum Einsatz kommen können.

00: 04:40Sandra Fleckenstein: Also wo wir auch im Alltag damit in Berührung kommen können.

00: 04:43Yvonne Joseph: Ja, es gibt auch viele Sensoren, die man möglicherweise gar nicht als solche identifiziert. Also häufig hat man zum Beispiel in Brandmeldern solche Sensoren drin, die also im besten Fall Brandgase messen können, im schlechtesten Fall nur Partikel. Dann kann es eben sein, dass auch wenn man nur Bauarbeiten macht, plötzlich die Feuerwehr vor der Tür steht, obwohl es eigentlich nur gestaubt hat und gar nicht gebrannt. Aber die guten Brandmelder, die haben dann eben auch ja einen Gassensor drin, der eben auch Brandgase messen kann. Dann hat man es in ganz viel Mobiltelefon,da hat man entsprechende Sensoren drin, oder auch manchmal gibt's heutzutage so Co2 Warner Büros, wenn man also mal wieder lüften sollte, das sind solche Sensoren, wie wir sie gegebenenfalls entwickeln.

00: 05:28Sandra Fleckenstein: Und hast du dich da auf bestimmte Sensoren spezialisiert, oder sprechen wir hier von so Sensoren im allgemeinen Sinne?

00: 05:38Yvonne Joseph: Also, ich entwickle im Wesentlichen Sensoren für volatile organische Komponenten. Das ist also im Prinzip sowas wie Gerüche, das heißt also Sensoren, die im Prinzip eine Nase nachbilden können oder auch eine Zunge, wenn es dann in Flüssigphase ist, je nachdem, ob ich eben eine Komponente im Gas oder in Flüssigphase nachweisen möchte, und dort habe ich im Zweifelsfall dann die Möglichkeit, entsprechend Dinge zu erkennen. Also, was wir schon zum Beispiel gemacht haben, war, dass wir Proben, Atemproben gekommen haben von einem Mediziner, und haben dann den Atem mit unseren Sensoren getestet und konnten dann eben feststellen, ob es sich bei dem Ding, der da eingeatmet hat, in das Probe Gefäß um einen Patienten gehandelt hat, der also krank war, der hatte also eine Lungenerkrankung, oder ob es eben ein gesunder Labormitarbeiter war, der eben keine Probleme hatte. Also, das ließ sich aus dem Atem mit diesen Sensoren erkennen. Innerhalb von wenigen Minuten konnte man dann also nicht invasiv zum Beispiel ebenso eine Lungenkrankheit feststellen.

00: 06:47Sandra Fleckenstein: Und das ist jetzt was ganz Neues, was es so in der Form noch nicht lange gibt. Oder was ist die Innovation da dran?

00: 06:56Yvonne Joseph: Naja, es ist so, dass viele von den Sensoren, die Messen möglicherweise nur den Gesamtgehalt an Organik und sind, gar nicht so spezifisch auf einzelne Komponenten und die Materialen, mit denen ich arbeite. Die kann man eben entsprechend anpassen, dass sie auf bestimmte Materialklassen besonders empfindlich reagieren, und dadurch wird eben die Erkennung leichter. Das ist im Prinzip wie in einem in einer menschlichen Nase. Dort habe ich ganz viele verschiedene Geruchsrezeptoren drin, und das Hirn macht dann aus dem Muster, je nachdem, welcher Rezeptor anspricht, ein entsprechendes Ergebnis, also, was man da eben gerade riecht, ne Blume oder ein schönes Mittagessen oder vielleicht auch was Unangenehmes. Und ich habe eben verschiedene anpassbare Materialien, die eben genau so ein Ansatz unterstützen, sodass man dann eben hinterher mit einer Muster Erkennung drauf gucken kann und dann eben sehr genau sehen kann, wenn man denn vorher sozusagen sein Muster trainiert hat, was denn, das ist. Ja bei der Atem Anerkennung haben wir zum Beispiel auch noch trainiert, ob es ein Raucher oder Nichtraucher ist. Das konnte also der Sensor auch messen. Ähm, genau!

00: 08:05Sandra Fleckenstein: Okay, und was sind so eure Ziele? Also eure Forschungsziele? Wo wollt ihr hin?

00: 08:11Yvonne Joseph: Ja, also gerade in dem medizinischen Bereich geht es darum, dass man ja nicht invasive Diagnostik machen möchte. Also, man möchte nicht immer irgendwie gerade bei so einer Lungenkrankheit erstmal aufschnibbeln oder irgendwie auch minimalinvasiv irgendwie erst mal Gewebe entnehmen, um zu schauen, ob man dort eben ein Tumor hat, oder man möchte vielleicht auch nicht sofort bestrahlen, sondern wenn man so eine Atemprobe abgeben kann, dann ist das natürlich viel angenehmer für den Patienten und natürlich auch viel kostengünstiger, als wenn ich da gleich mit dem mit der großen oder dem großen CT oder MRT oder so dran gehe.

00: 08:49Sandra Fleckenstein: Danke dir für deine Erläuterungen. Jetzt haben wir schon einiges erfahren über deine Innovation. Jetzt würde ich gerne natürlich noch ein bisschen mehr über dich und deinen Werdegang erfahren, und bevor wir das machen, beschreib dich doch bitte mal in drei Hashtags.

00: 09:09Yvonne Joseph: #Powerfrau #sozial und #kreativ!

00: 09:22Sandra Fleckenstein: Das sind sehr spannende Hashtags, die ich sehr sympathisch finde. Magst du uns ein bisschen was über deinen Werdegang erzählen? Was hast du studiert?

00: 09:33Yvonne Joseph: Genau studiert habe ich in Berlin an der Freien Universität ganz klassisches Chemiestudium. Das habe ich damals noch mit dem Diplom abgeschlossen und bin dann schon zur Diplomarbeit an ein außeruniversitäres Forschungsinstitut gegangen, an das Fritz Haber Institut. Das ist also ein Max Plank Institut in Berlin und hab dort schon in der Abteilung anorganische Chemie gearbeitet, auf dem Oberflächen chemischen Thema mit eher akademischem Interesse, und dann direkt im Anschluss nach der Promotion bin ich in die Industrie gewechselt, habe dort knapp zehn Jahre bei Sony gearbeitet und dort eben angefangen, chemische und biologische Sensoren zu entwickeln, und nach den zehn Jahren bin ich dann wieder zurück an die Uni. Das ist ein bisschen ungewöhnlich, aber ich wollte gerne lieber meine Forschungsthemen selber bestimmen und bin jetzt seit etwas über elf Jahren Professorin an der Theo Bergakademie Freiberg.

00: 10:33Sandra Fleckenstein: Den Satz fand ich eben ganz spannend. Du wolltest eher deine Themen selbst bestimmen. Ich nehme an, das war jetzt auf die Industrieseite bezogen. Aus welchen Gründen hast du überhaupt dann den Ausflug auf die Industrieseite gemacht?

00: 10:50Yvonne Joseph: Ja, ich glaube, das war einfach Fehlinformationen. Das ist leider so, dass man ja in so einem Studium und auch Promotion in Naturwissenschaft macht man die Promotion ja häufig, weil das irgendwie dazugehört, und man macht sich gar nicht so sehr Gedanken. Was will man eigentlich im Leben? Und ich wollte dann nach der Promotion erst mal eine feste Stellung haben und nicht weiter über befristete Verträge angestellt werden an den Hochschulen, und dann hab ich mich beworben auf fünf verschiedene Stellen und hab dann relativ schnell Einladung zum Bewerbungsgespräch und dann auch die Zusage gekriegt. Also, ich habe auch nicht mehr geschrieben als diese fünf Bewerbungen und war dann erst mal froh, dass ich ne Stelle hatte, und habe dann da gearbeitet, und die Stelle war auch sehr gut. Es hat mir auch eigentlich sehr gut gefallen. Aber es gab eben so ein paar Sachen, wo ich gesagt habe, hier kann ich mich nicht wirklich selbst verwirklichen. Ich habe auch immer gerne Lehre gemacht. Es kam in der Industrie auch zu kurz und ich wollte eben diese Wissenschaftsfreiheit, die man als Professorin hat, genießen, und das ging eben auch nur sehr schwer. Dort in der Industrie gab es das Projekt, das Projekt musste bei Arbeitet werden. Ich hatte da zwar Freiheit, wie ich das bearbeite, aber letztendlich die Themen konnte ich nicht selber bestimmen, und deswegen wollte ich gerne wieder zurück an die Hochschule. Ja!

00: 12:09Sandra Fleckenstein: Würdest du dennoch sagen, die Erfahrung hat sich auf jeden Fall gelohnt, weil du dadurch so ein vielleicht ein Perspektivenwechsel auch nochmal auf dein Gebiet erlangen könnt?

00: 12:18Yvonne Joseph: Ja, definitiv. Ich habe also bis zur Promotion eigentlich immer sehr Grundlagen wissenschaftlich gearbeitet, wo es eben eigentlich häufig nur um Verständnis von Dingen ging, und ich habe natürlich durch diese zehn Jahre Industrieerfahrung auch so eine Industrie Brille aufbekommen. Das heißt, ich mache zwar immer noch Grundlagenforschung, aber immer in Bereichen, wo ich sage, das kann hinterher irgendwann mal jemand verwenden. Und es ist auch ganz wichtig für mich, dass man eben nicht nur für die Publikation oder für die Theorie oder für den Wissensgewinn forscht, sondern dass man vielleicht auch ein bisschen die Welt verbessern kann dadurch.

00: 12:59Sandra Fleckenstein: Jetzt bist du Professorin, das wissen wir schon. Nehmen uns mal gerne kurz mit in deinen Alltag. Wie sieht so ein Alltag von der Yvonne aus als Professorin?

00: 13:10Yvonne Joseph: Ja, da ist kein Tag wie der andere, und obwohl ich eine relativ gut durchorganisierten Terminkalender habe, wo natürlich die wichtigsten Sachen drin stehen, ist es wirklich so, dass immer was dazwischen kommen kann, dass es doch nicht so läuft, wie man glaubt. Man hat natürlich die fixen Termine, wo man Besprechungen macht mit Mitarbeitern, mit Doktoranden, mit Studenten oder Vorlesungen, die man hält. Man hat natürlich auch ein Haufen akademische Selbstverwaltung. Ich bin auch bei uns an der Universität Gleichstellungsbeauftragte, sodass man da auch immer wieder sitzen macht und guckt, wie kann man die Hochschule auch von sich heraus noch verändern und verbessern? Das ist auch was, was mir sehr wichtig ist, dass man sozusagen nicht einfach nur verwaltet, sondern eben auch mitgestalten kann, und das mache ich also auch, versuche ich jeden Tag. Dann mache ich natürlich auch einen ganzen Haufen an Kommunikation. Das ist also, eigentlich mache ich nichts anderes außer Kommunikation. Also, ich würde gerne mal wieder ab und zu ins Labor gehen, das fehlt mir schon von Zeit zu Zeit mal. Aber ja, Kommunikation rund um die Uhr, mit Mitarbeitern, mit Studenten, auch extern, mit Publikationen, die ich schreibe, e Mail, die ich beantworte. Gestern war ich mal wieder etwas länger im Labor. Da haben wir ein neues Gerät geliefert gekriegt. Da war ich neugierig, wie es funktioniert, und habe mich dann mal dazugesetzt und hab mir das genauer angeschaut, damit ich zumindest noch ein bisschen ne Ahnung habe, wie es im Labor abgeht und ich nicht zum völligen Schreibtischtäter mutiere. Aber wesentlichen ist es Kommunikationsarbeit über alle Medien, die mir gegeben sind, also Telefon, e Mail, verbal, direkt, Videokonferenz, was sozusagen zusammenkommt.

00: 15:02Sandra Fleckenstein: Wo liegen wir da, so bei der Wochenstundenanzahl? Es hört sich nach sehr viel an, was dann so ne Woche reingebracht.

00: 15:10Yvonne Joseph: Es ist ganz, ganz unterschiedlich. Es gibt Wochen, die sind ein bisschen ruhiger, da kommt man durchaus auch mit den 40 Stunden aus, wenn man dann Deadlines hat, wenn irgendwie Anträge geschrieben werden müssen, dass ist auch ein Großteil meiner Arbeit hatte ich auch schon Wochen mit 80 Stunden. Das ist dann irgendwann auch anstrengend, und das kann man natürlich auch nicht auf Dauer machen. Aber es gibt natürlich so Peak Belastung, das muss man einfach so sehen. Das Schöne ist, man bestimmt das selber, man bestimmt selber, wie viel man machen möchte, und wenn ich die 80 Stunden nicht machen wollte, dann würde ich eben nur mit 40 arbeiten. Das ist so.

00: 15:42Sandra Fleckenstein: Du hast es eben erwähnt, du bist auch Gleichstellungsbeauftragte, und du hast so schön formuliert, nicht nur, wie hast du es gesagt, nicht nur verwalten, sondern mitgestalte, habe ich so als Motto irgendwie von dir rausgehört. Gerade wofür setzt du dich ein? Was ist dir besonders wichtig?

00: 16:07Yvonne Joseph: Ja, ich finde es einfach wichtig, dass wir eine Chancengleichheit haben, und das ist leider in Deutschland immer noch nicht der Fall, dass ja Männer und Frauen oder auch Menschen mit Migrationshintergrund gleiche Chancen haben, und das ist, was, finde ich, was ganz wichtig ist, und das versuche ich eben umzusetzen, das man auch immer wieder selbst hinterfragt. Wie ist das eigentlich bei uns, und das ist auch so, dass man auch selber gar nicht gefeit ist, irgendwie andere zu diskriminieren. Das passiert mir auch ab und zu mal. Ich versuche, das dann immer zu bemerken und zu reflektieren und mich zu fragen, wie kommt das eigentlich dazu, dass ich eben auch unausgesprochene Vorurteile habe, und da muss man eben tagtäglich dran arbeiten und eben auch immer wieder alle daran erinnern, dass ja auch die Kollegen vielleicht entsprechende Vorurteile haben, und selbst wenn sie ihnen nicht bewusst sind, die dann versuchen, bewusst zu machen.

00: 17:03Sandra Fleckenstein: Also, du setzt dich über deinen eigentlichen Job hinaus für Gleichstellung und für Chancengleichheit ein, hab ich rausgehört. Jetzt bist du natürlich auch selbst eine Frau in einem naturwissenschaftlichen, männerdominierten Forschungsumfeld. Wie ergeht es dir da als Frau?

00: 17:22Yvonne Joseph: Das ist ganz unterschiedlich. Also in meisten Fällen lässt mich das ziemlich kalt, und auch viele von den Kollegen machen da auch keinen Unterschied und behandeln mich auch entsprechend. Was kann eben auch passieren, dass ich irgendwo auf einer Gala bin mit meinem Lebenspartner und der dann gefragt wird, was sein Fachgebiet ist, weil sonst nur Professoren da sind, und der sagt dann, ja, die Professorin ist gerade am Buffet, ich bin nur die Begleitung. Und das passiert eben auch ab und zu. Also es ist ganz unterschiedlich, meistens steh ich drüber, weil ja, ich bin meinen Weg gegangen, und das hat funktioniert für mich, und ich bin auch glücklich da, wo ich jetzt bin. Aber ich kann mir vorstellen, dass ja nicht so hart gesottene junge Frauen das schwieriger nehmen.

00: 18:06Sandra Fleckenstein: Du hast gerade gesagt, du bist deinen Weg gegangen, um seinen Weg auch selbstbewusst gehen zu können und Ziele entwickeln zu können. Es ist natürlich immer gut, wenn man zum Beispiel Vorbilder hat, hattest du Vorbilder, also speziell jetzt vielleicht auch Rollenvorbilder? Also gibt es Heldinnen, die dich inspirieren und die du unseren ZuhörerInnen gerne mit auf den Weg geben möchtest?

00: 18:36Yvonne Joseph: Ja, ich hatte leider keine Frauen als Vorbilder, also keine wirklichen Heldinnen, weil ich glaube, dass es da auch immer noch auch im Alltag viel zu wenige gibt oder viel zu wenige sichtbar sind, auch in Fiktion und ähnlichem. Ich hatte aber sehr, sehr gute männliche Betreuer in der Wissenschaft und auch Kollegen, von denen ich mir einiges abgeguckt habe und wo ich auch gesagt habe, das sind Vorbilder für mich, also mein Doktorvater zum Beispiel der Betreuer von meiner Doktorarbeit als mein Gruppenleiter, da konnte ich mir viel abschauen. Ich habe auch in der Industrie viel gelernt von den Kollegen und Kolleginnen, und man muss eigentlich sagen, eigentlich kann jeder Vorbild sein, wenn man sozusagen sich anschaut, und der kann was tolles, was man selber vielleicht noch nicht so gut kann, dann kann man sich jeden zum Vorbild nehmen, und es muss auch nicht die eine große Person sein, sondern man kann eigentlich im Leben ganz viele Vorbilder haben, den einen im einen Aspekt und den anderen eben im anderen Aspekt. Also, ich denke, man sollte einfach kontinuierlich sich umgucken, gucken, was machen andere Menschen, was würde ich vielleicht auch gerne so machen und das dann mitnehmen.

00: 19:46Sandra Fleckenstein: Das hast du schön gesagt. Dazu jetzt die letzte Frage an dich. Du hast es quasi nämlich eben schon so übergeleitet. Welche Ratschläge, Tipps und Tricks möchtest du jungen ForscherInnen mit auf den Weg gegeben haben?

00: 20:03Intro/ Outro: Da geht mir ein Licht auf.

00: 20:15Yvonne Joseph: Also, die Wichtigste meines Erachtens ist, dass man sich selber glauben soll, auch wenn es alle anderen nicht mehr tun. Dann, denke ich, sollte man sich ganz, ganz viele Optionen im Leben offenhalten, um sich nicht zu verbauen, um nicht in eine Sackgasse zu geraten. Ja, das ist, glaube ich, so das Wichtigste. Sich selbst vertrauen und Optionen offenhalten. Mein Mann hat mal gesagt: Glück ist, wenn Zufall auf Vorbereitung trifft, also vorbereitet sein, dann funktioniert das mit dem Glück auch, der Zufall kommt von allein.

00: 20:47Sandra Fleckenstein: Schönere Schlussworte kann ich jetzt nicht mehr finden. Liebe Yvonne! Das war unsere heutige Folge Forscherinnen Freitag mit Professorin Doktorin Yvonne Joseph. Danke, dass du bei uns warst. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn ihr, liebe ZuhörerInnen, diesen Podcast weiterempfehlt und uns auf social media folgt. #innovativeFrauen, und natürlich, wenn ihr euch nächste Woche wieder von einer neuen Folge inspirieren lässt. Bis dahin!

00: 21:22Intro/ Outro: Wir hoffen, dass euch die Folge gefallen hat. Auf unserer Plattform innovative-Frauen.de findet ihr weitere spannende Inhalte. Schaut auch gerne mal vorbei. Habt ihr Fragen oder Wünsche? Dann schreibt uns an Podcast@innovative-Frauen.de. Ihr findet uns auch bei Instagram, Twitter, YouTube und LinkedIn. Und eine Info zum Schluss für die Transparenz. Die Plattform #Innovativefrauen wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderrichtlinie Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation, Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit, strukturell Verankern unter dem Förderkennzeichen 01FP21070 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Kompetenzzentrum Technik, Diversity, Chancengleichheit ev.

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