Katrin Bihr: Wie berechnet man die Größe eines Tumors?

Shownotes

Am heutigen #ForscherinnenFreitag im Interview: Katrin Bihr. Die Studentin der Medizintechnik wurde für Ihre Bachelorarbeit zum Thema "Tiefenmessung in der 3D-Endoskopie" mit dem "Applied Photonics Award 2021" des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF Jena ausgezeichnet. Aktuell schreibt sie ihre Masterarbeit in Kooperation mit dem Unternehmen ZEISS. In dieser Folge berichtet Katrin von ihrer bisherigen wissenschaftlichen Karriere und ihren Plänen für die Zukunft. Ihr erfahrt, warum der Entwurf einer Handprothese ihr Lieblingsprojekt war, was es mit dem Arbeitsmotto „Trial and Error“ auf sich hat und wie es dazu kam, dass sie einen Wissenschaftspreis gewonnen hat.

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00:15 Sandra Fleckenstein: Hier ist der Podcast #ForscherinnenFreitag. Ich bin Sandra Fleckenstein, eure Moderatorin und ich habe heute eine innovative Frau zu Gast. Herzlich willkommen, Kathrin Bihr! Hallo.

00:29 Katrin Bihr: Hallo Sandra.

00:29 Sandra Fleckenstein: Du hast deinen Bachelor in Medizintechnik an der Hochschule Furtwangen gemacht und befindest dich mittlerweile im dazugehörigen Masterstudiengang an der Hochschule Jena. Deine Masterarbeit schreibst du aktuell in einem Unternehmen, nämlich bei Zeiss. Das ist ein Technologiekonzern mit Lösungen für Industrieforschung, Medizin und noch vieles mehr, wahrscheinlich. Magst du uns mal grob von deinem Forschungsthema berichten. Das würde mich total interessieren.

00:58 Katrin Bihr: Ja, also genau richtig. Ich bin gerade im Unternehmen Zeiss tätig und bin da jetzt aber auch erst seit vier Wochen. Das heißt, ich bin noch ganz frisch dabei und habe jetzt auch alles erst mal so ein bisschen kennengelernt und habe mich viel mit den Geräten beschäftigt, mit denen ich dann auch später noch weiterarbeiten will. Ich bin in der Forschung und Entwicklung. Also es ist noch so, dass wir an Projekten arbeiten, die vielleicht irgendwann in die technische Entwicklung in einer der Sparten von Zeiss in einer technischen Entwicklung realisiert werden können. Und ich arbeite momentan viel mit einem Gerät, das nennt sich Spaltlampe Das haben vielleicht viele schon mal erlebt, beim Augenarzt oder beim Optiker. Man schaut in so ein helles Licht und der Augenarzt oder der Optiker, die haben eben die Möglichkeit, dann so ein bisschen den Augenhintergrund anzuschauen und verschiedene Messungen zu machen und sich die Netzhaut anzusehen. Und ich werde an diesem Gerät mitarbeiten, da werden so ein paar Modifikationen gemacht. Wir haben also eine Idee, die wir mit einem Laser umsetzen wollen und es geht darum, dass man Augenkrankheiten vielleicht ein bisschen einfacher behandeln können möchte. Und da bin ich eben Teil eines Teams und darf da mitentwickeln mit forschen. Und manchmal fühlt es sich vielleicht ein bisschen an wie try and error. Also man hat nicht immer so eine genaue Idee, was genau möchte ich jetzt herausfinden, sondern man muss so ein bisschen auch ausprobieren, was ist die beste Lösung, die ich für mein Problem finden kann? Auf jeden Fall macht es mir unglaublich viel Spaß. Man weiß, wo es vielleicht hingehen soll, was eines Tages daraus werden soll und hofft natürlich, dass man auch vielen Menschen damit irgendwie mal die Sicht erleichtern kann und vielen Ärzten vielleicht auch ein gutes Mittel an die Hand gibt.

02:35 Sandra Fleckenstein: Im wahrsten Sinne des Wortes die Sicht erleichtern. Ja, und allein deshalb finde ich diesen Podcast schon so fantastisch, weil du hast eben gesagt, wahrscheinlich jede / jeder von uns ist schon mal mit so einer Lampe in Berührung gekommen, weil ich gehe davon aus, jeder war auch mal beim Augenarzt oder beim Optiker, aber siehst du, habe ich jetzt schon was gelernt. Bis heute wusste ich nicht, dass das Spalt Lampe heißt. Beim nächsten Mal werde ich das ganz anders wahrnehmen. Wahrscheinlich. Und an dich denken.

03:04 Katrin Bihr: Und dann beim Arzt mit deinem Wissen glänzen? Auf jeden Fall.

03:06 Sandra Fleckenstein: Ja, genau. Ja, ja. Du hast eben auch gesagt, es ist ein bisschen try and error. Ist das für dich auch so was, was sich durch deine Arbeit oder durch deine Arbeit als Forscherin auch durchzieht? Wo du sagst, das ist eigentlich ja charakteristisch, wenn man forscht, probiert man einfach aus oder wie siehst du das?

03:21 Katrin Bihr: Ja, ich würde schon sagen, dass man viel ausprobieren muss. Natürlich weiß man immer, in welchem Rahmen man ausprobieren möchte oder in welcher Richtung man sich bewegt. Aber manche Lösungen sind ja nicht offensichtlich. Deshalb würde man ja nicht dran forschen, wenn es schon direkt die einzige Lösung gäbe. Und dann muss man oft eben verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, wie man ans Ziel kommt. Und da ist oft try and error dabei. Natürlich immer mit einem fundierten Hintergrund, den man sich vorher schon überlegt hat.

03:47 Sandra Fleckenstein: Ja, weil wir du jetzt gerade gesagt hast "...den man sich vorher überlegt hat": Generell würde mich jetzt mal interessieren, wie ist denn dein Forschungsthema entstanden? Also ist das jetzt ein Thema, was dein Arbeitgeber vorgegeben hat oder ist das was, mit dem du da angekommen bist, wo gesagt hast, das interessiert mich, das reizt mich aus dem und dem Grund, wie kam es dazu?

04:07 Katrin Bihr: Also es ist so, dass ich mich bei Zeiss beworben hatte. Also es ist so, dass dieses Projekt läuft schon zwei Jahre circa. Also ich steige in ein bestehendes Projekt mit ein und darf also einen Teilschritte dieser Entwicklung miterleben und mitgestalten. Es ist also so, dass dieses Thema in dem Fall schon vorgegeben war und die nur die Art der Problemlösung jetzt in dem Fall mir überlassen ist.

04:28 Sandra Fleckenstein: Ich würde gern noch mal zurück, jetzt noch mal in ein Studium gehen und dann Blick drauf werfen. Ich meine, du bist ja quasi immer noch im Studium, aber schon fortgeschritten, fast am Ende, würde ich sagen. Ich habe gelesen, du hast ein Praxissemester gemacht, da warst du in China. Du hast auch zwischendurch als wissenschaftliche Hilfskraft am Leibniz Institut gearbeitet, also quasi wichtige Stationen innerhalb eines Studiums hast du wahrscheinlich alle durchlaufen, die man so kennt. Was war denn so das Prägendste generell während deiner Studienzeit bisher? Also woran bist du persönlich, aber auch fachlich bisher am meisten gewachsen.

05:08 Katrin Bihr: Das ist eine interessante Frage, weil ich glaube, die kann ich in verschiedenen Facetten beantworten. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass ich persönlich am meisten gewachsen bin in dem halben Jahr, in dem ich in China gelebt hatte. Also dieses Praxissemester hat mir einfach so ein bisschen gezeigt, wie man auch mit kulturellen Unterschieden umgehen kann, wie man vielleicht auch nonverbal kommunizieren kann oder auf welche Sachen man auch achten muss, wenn man eben nicht aus der gleichen Kultur kommt und aber trotzdem Projekte voranbringen möchte. Also wie viel, wie deutsch darf man sein und wo muss man eben auch Rücksicht nehmen? Da habe ich auf jeden Fall persönlich ganz viel mitgenommen und habe auch einfach tolle Eindrücke für mich mitnehmen können. Und fachlich, würde ich sagen, habe ich am meisten mitgenommen bei einem Projekt, das haben wir über ein Jahr hinweg bearbeitet, zu viert. Das war auch noch an der Hochschule in Tuttlingen. Tuttlingen ist eben dieser externe Standort von der Hochschule Furtwangen und da haben wir eine Handprothese entwickelt. Also es gab dann eben vier Bereiche, es gab die Hardware Entwicklung, die Softwareentwicklung, da ging es um eine Smartwatch und die Konstruktion und die Schnittstellenansteuerung. Und schlussendlich hatten wir so einen Prototyp einer Prothese, die aus dem 3D Drucker kam und die man mit der App ansteuern konnte. Und das war vielleicht ein bisschen Spielerei, aber man hat einfach sehr viel gelernt, weil ganz viele Themen bis dahin noch gar nicht im Studium irgendwie vorkamen. Und man konnte dann sehr viel Neues dazulernen, einfach durch try and error..

06:34 Sandra Fleckenstein: Da ist es wieder. Und was ich auch deutlich da jetzt raushöre aus deiner Antwort, dass du immer schon jemand scheinbar warst, der, dem dieser Praxisbezug unglaublich wichtig ist, dass man nicht vor sich hin studiert, Sachen zu denkt, sondern dass man das einfach dann auch umsetzt und anfassen kann und dass man auch weiß, wofür man das macht. Und das ist jetzt eine gute Überleitung zu meiner nächsten Frage an dich, weil wir haben es schon gehört, du bist derzeit ja bei Zeiss, also bis auf die Industrie Seite gewechselt sag ich jetzt mal, was ist denn der Hintergrund, vielleicht auch der Vorteil für dich, dass du in einem Unternehmen deine Masterarbeit schreibst und nicht ausschließlich an der Hochschule?

07:22 Katrin Bihr: Also für mich ist es einfach wichtig, so einen Praxisbezug zu haben. Also natürlich gibt es auch an der Hochschule oder an Universitäten viele praxisbezogene Projekte. Aber in einem Unternehmen hat man, kann man so ein bisschen schon eine Struktur kennenlernen, in der man später vielleicht auch arbeiten möchte. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil in der Hinsicht. Und gleichzeitig auch hat man mehr das Gefühl, dass es ein, dass man an Projekten mitarbeitet, die vielleicht auch in naher Zukunft eben an den Kunden gelangen können oder so - Also Grundlagenforschung finde ich extrem wichtig. Ich habe nur für mich gemerkt, dass es was ist, was mir persönlich nicht so viel Spaß macht, sondern ich einfach lieber so ein bisschen näher am Produkt sein möchte und einfach genau sehr, sehr praxisbezogen die Projekte durchführen möchte. Und mein Studium war auch schon immer sehr praxisorientiert, also auch die die Hochschule in Tuttlingen und auch die Hochschule hier in Jena sind sehr darauf bedacht, dass eben viel Praxisbezug hergestellt werden kann, dass auch Projekte immer sehr viel mit Anfassen zu tun haben und selbst machen und entwickeln. Und auf der Schiene bin ich einfach. Immer habe ich mich sehr wohlgefühlt und deshalb habe ich auch immer so die Orientierung dazu gehabt. Auch in der Bachelorarbeit habe ich ja auch in einem Unternehmen gearbeitet und da an einem Projekt mitwirken dürfen. Also das ist so die die Linie, die gut zu mir passt.

08:39 Sandra Fleckenstein: Und die sich ja scheinbar durchzieht. Also du bist von Haus aus an eine Hochschule gegangen, die schon Praxisbezug hat. Ich meine, Hochschulen im Gegensatz zu Universitäten haben ja eh tendenziell höheren Praxisbezug. Dann bringst du deine von Haus aus natürliche, ja dein Interesse an Dingen zu entwickeln, die wirklich auch bestimmtes ein konkretes Ziel haben. Und daraufhin hast du dann, wenn ich das jetzt richtig zusammenfasse, deine Entscheidung getroffen. Okay, dann gehe ich für die Masterarbeit jetzt auch wieder an Unternehmen und gucke, was da gerade gebraucht wird, woran die gerade arbeiten, woran die forschen und bring da alle meine Fähigkeiten und Fertigkeiten ein.

09:17 Katrin Bihr: Genau richtig. Ja.

09:19 Sandra Fleckenstein: Okay, super spannend. Ja, jetzt sind wir schon quasi mitten im Unternehmen drin. Erzähl mal ein bisschen. Wie sieht denn dein Arbeitsalltag so aus? Also ich habe jetzt gehört, du hast extra heute für das Interview ein bisschen früher Feierabend gemacht. Das ist ja schon mal ja sehr löblich. Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Das heißt, hast du dort direkt ein Büro oder arbeitest du doch hin und wieder auch aus dem Homeoffice? Wie lange arbeitest du da? Erzähl mal so ein bisschen aus deinem Alltag.

09:49 Katrin Bihr: Ja, also ich fühle mich mittlerweile sehr, sehr normal berufstätig. Also ich habe eine 38 Stundenwoche. Ich bin also als Praktikantin angestellt und habe dort einen eigenen Arbeitsplatz. Ich habe viel Platz, um mich da auszubreiten. Habe einen Computer und einen Bildschirm und kann also jeden Tag vor Ort arbeiten. Dadurch, dass ich die meisten Tätigkeiten momentan bei meiner Aufgabe im Labor durchführe, werde ich sowieso jeden Tag irgendwann einmal mindestens dort vorbeischauen und sehe deshalb für mich das es wichtig ist, dass ich eigentlich immer vor Ort bin. Ich hätte auch die Möglichkeit, ins Homeoffice zu gehen. Wenn ich jetzt sage, ich mache viel Literaturrecherche oder ich schreibe an meiner Masterarbeit, dann ist es auf jeden Fall auch mal möglich. Aber an sich bin ich jeden Tag dort und merke auch, dass mir das hilft, dass ich einen geregelten Alltag habe. Also ich fange meistens um 8:00 an und dann weiß man auch okay, wenn Feierabend ist, dann gehe ich nach Hause und dann geht es einfach morgen wieder weiter. Da habe ich Gefallen dran. Tatsächlich. Und ja.

10:47 Sandra Fleckenstein: Ja, kommt ja immer drauf an, was man selbst für einen Typ ist.

10:52 Katrin Bihr: Also ich freue mich auch dann tagsüber die Kollegen zu sehen oder auch mein Ansprechpartner ist für mich sehr wertvoll, dass ich da immer wieder Fragen stellen kann. Und wenn man sich dann einfach kurz auch nur über den Weg läuft, dann reicht das meistens schon, um mir kurz eine Rückmeldung einzuholen. Da habe ich dann auf jeden Fall kann ich davon profitieren.

11:07 Sandra Fleckenstein: Okay, jetzt greife ich mal eine Frage auf. War gar nicht geplant. Du hast gerade gesagt, dann hast du dort einen Ansprechpartner. Ich nehme an, das ist ein männlicher Kollege, der dein Betreuer ist. Ist das ganze Arbeitsumfeld eher männerdominiert da?

11:26 Katrin Bihr: Ja, also ich habe auch vorhin die Kollegen genannt. Ich hatte gerade überlegt, aber es ist so, dass ich keine direkte Kollegin habe. Also im Team sind wir zehn Männer und ich. Ich merke aber, dass sich diese Zusammensetzung langsam ändert. Also die Studiengänge, die ich jetzt besucht hatte, waren eigentlich immer halb, halb, also wir waren da großer Teil Frauen und ich hatte auch das Gefühl, dass die Frauen eher die waren, die das Studium von Anfang bis Ende durchgezogen hatten und die Abbruchquote eher bei den Männern war. Weil man sich als Frau vielleicht noch ein bisschen intensiver überlegt hat, gehe ich in so eine Richtung und dann will man es auch wirklich. Und in der Abteilung, in der ich mich jetzt befinde, ist also wirklich ein sehr geringer Frauenanteil. Also sind viele, viele Männer, viele auch promoviert. Also habe ich am Anfang ein bisschen gemerkt, dass ich da Respekt davor habe, dass so sehr viele auch eine lange wissenschaftliche Karriere schon hinter sich haben. Und dass ich da manchmal mich so ein bisschen wie das kleine Würmchen fühle, dass ich also noch einen langen Weg vielleicht auch vor mir habe. Aber da würde ich mir wünschen, dass es mit der Zeit einfach sich ein bisschen besser durchmischt.

12:28 Sandra Fleckenstein: Genau deswegen machen wir den Podcast hier. Im Vorgespräch hast du erzählt, dass du dich selbst gar nicht so sehr als klassische Forscherin siehst, weil du eben genau diesen praktischen Ansatz verfolgt, von dem du eben schon berichtet hast. Und natürlich auch durch deine Masterarbeit, die jetzt eng mit der Industrie verknüpft ist. Also Forschung muss definitiv auch aus meiner Sicht nicht unbedingt an eine Universität oder einen akademischen Titel geknüpft sein. Mich interessiert jetzt: Was ist eine Forschung für dich?

13:02 Katrin Bihr: Die Frage hatte ich mir auch noch mal gestellt nach diesem Vorgespräch. Und ich glaube, Forschung bedeutet für mich einfach neugierig sein und neue Ideen generieren, neue Ideen ausprobieren und einfach nicht locker lassen. Also wie gesagt, am Anfang hatte ich mich vielleicht selbst auch nicht direkt als Forscherin gesehen, weil ich dachte, ich bin ja nicht von morgens bis abends im Labor und ich erfinde nicht nur neue Sachen, sondern ich probiere nur, Sachen anders zu machen mit einer Idee, die es vielleicht schon gibt, aber neu gedacht. Aber ich glaube, Forschung ist eben viel mehr und kann eben auch in praktischem Kontext immer wieder so genannt werden.

13:38 Sandra Fleckenstein: Also kann man eigentlich sagen, Forschung ist vielleicht schon so was wie eine Lebenseinstellung.

13:43 Katrin Bihr: Könnte man sagen.

13:44 Sandra Fleckenstein: Vielleicht ja so eine Neugierde, die du erwähnt hast. Dinge zu hinterfragen, Sachen herauszufinden, finde ich mega spannend. Vielen Dank für deine Meinung an der Stelle. Ich möchte jetzt noch mal auf einen wahrscheinlich besonderen Moment in deiner bisherigen Forscherinnen Karriere zu sprechen kommen. Du hast dir das schon gedacht, du grinst schon. 2021 hast du nämlich den Applied Photonics Award für die beste Bachelorarbeit gewonnen. Erst mal herzlichen Glückwunsch!

14:18 Katrin Bihr: Dankeschön.

14:19 Sandra Fleckenstein: Was ist denn die Innovation an deiner Bachelorarbeit? Was macht das alles so innovativ? Wieso hast genau du diesen Preis gewonnen und verdient wahrscheinlich.

14:30 Katrin Bihr: Also ich habe es mich auch immer wieder gefragt, wie konnte das passieren? Aber was die Idee vielleicht ist oder was das neu Gedachte ist: Also, die Bachelorarbeit hat sich beschäftigt mit einem Thema aus der Endoskopie. Endoskopie ist die Untersuchung von der Bauchhöhle zum Beispiel, also der Untersuchung von Gewebe oder Körperteilen, ohne dass man eben einen großen Schnitt machen muss, sondern man kann über kleine Öffnungen im Körper die Kamera einführen. Ein Endoskop ist so eine Kamera. Und mittlerweile gibt es auch so besondere Endoskopie, die zwei Kameras vorne haben. Und der Operateur oder Ärztinnen können dann mit einer 3D Brille das Operationsgeschehen in 3D vor sich sehen. Und das wird auch schon gemacht und ist auch eine tolle Technologie. Und meine Bachelorarbeit hat sich damit beschäftigt, dieses Bild, was man ja sowieso schon bekommt, in mit einer Bildverarbeitung Software umzurechnen und daraus nicht nur diesen Bild Eindruck zu generieren, den der Arzt sowieso schon bekommt, sondern eben auch noch Messungen zu machen. Das heißt, der Computer sagt einem dann "Ich habe hier einen Tumor vor mir, der ist ungefähr soundso groß." Und dass eben ein Arzt oder Ärztin, dass Sie wissen, wenn Sie diesen Tumor rausschneiden wollen, wie wie viel Gewebe muss es ungefähr sein? Wie weit ist das noch weg von meinem Werkzeug? Und diese Idee gab es bis jetzt noch nicht in dem Kontext der Endoskopie. Und da habe ich mir eine Lösung überlegt, die vielleicht eines Tages ja mal angewendet werden kann und vielleicht den einen oder anderen hilft bei Operationen.

16:05 Sandra Fleckenstein: Wahnsinn. Ich bin wirklich beeindruckt. Jetzt vielleicht fragen sich jetzt die Zuhörerinnen "Wie läuft denn ab? So einen Preis hätte ich auch gerne." Wird man da vorgeschlagen oder bewirbt man sich da irgendwo drauf? Wie war das bei dir?

16:20 Katrin Bihr: Also das war tatsächlich ein sehr aktiver Prozess. Also ich habe einfach über ein Email-Verteiler die Möglichkeit gesehen, dass man sich dafür bewerben kann. Also es ist auch so, dass der Preis vom Fraunhofer Institut in Jena verliehen wurde. Das heißt, über unsere Hochschule wurde da ein bisschen Werbung dafür gemacht und ich habe mich dann da aktiv dafür beworben. Man muss dann auch von dem Betreuer oder Betreuerin der Bachelorarbeit oder Masterarbeit ein Schreiben einholen. Aber es geht da nur darum, dass sie eben bestätigen, dass sie das auch eine gute Idee finden. Also sie müssen jetzt kein Schreiben machen, indem Sie einen empfehlen. Das ist also sehr unkompliziert von dieser Seite aus. Man muss dann für diese Bewerbung ein Bewerbungsschreiben formulieren, in dem auch die Arbeit so ein bisschen vorgestellt wird. Also es war vielleicht so ein vier oder fünf Seiter. Und da kann ich auch viele einfach dazu ermutigen, so Möglichkeiten wahrzunehmen. Also man weiß unterm Strich auch nicht, wie viele sich tatsächlich beworben haben, ob es überhaupt eine große Konkurrenz gab. Man muss einfach immer wieder so ein bisschen Mut fassen und sagen "Ich probiere es aus und ich möchte mal präsentieren, was, was ich habe, was ich gemacht habe und was ich der Welt zeigen möchte." Und da muss man einfach manchmal auch ein bisschen selbst aktiv werden und kann da viele tolle Möglichkeiten wahrnehmen.

17:31 Sandra Fleckenstein: Das finde ich auf jeden Fall eine ganz tolle Message, dass du die Zuhörerinnen ermutigst tatsächlich einfach auch aktiv zu werden, weil vom zu Hause sitzen und vor sich hin forschen - in der Regel passiert da nicht so viel, sondern man muss das, was man kann und macht, irgendwie auch nach außen tragen. Das finde ich total wichtig an der Stelle. Katrin, wie geht es jetzt für dich weiter? Also klar, du hast gerade mit deiner Masterarbeit angefangen, bist da natürlich erst mal jetzt die nächsten Monate wahrscheinlich schwer beschäftigt. Aber hast du schon Pläne? Hast du Ziele? Wie geht es danach weiter?

18:12 Katrin Bihr: Ja, also der erste Plan ist, genau meine Masterarbeit fertig zu stellen. Also voraussichtlich Mitte Oktober möchte ich damit auch durch sein. Also meine Stelle ist auch begrenzt, jetzt bei Firma Zeiss auf sechs Monate, sodass es so einen zeitlichen Rahmen gibt, in dem man dann auch sagt, da ist meine Deadline und da möchte ich dann auch was geschafft haben und dann ist es auch fertig und danach werde ich sehen, wie es weitergeht. Also Jena gefällt mir sehr gut, aber ich bin hier auch nicht an Jena gebunden und kann mir aber sehr, sehr gut vorstellen, auf Arbeitssuche zu gehen und einfach in einem Beruf zu arbeiten, der mir mindestens so viel Spaß macht, wie alles, was ich bisher gemacht habe und in der Medizintechnik zu bleiben. Und wer weiß, irgendwann vielleicht mal mir eine Promotion noch überlegen. Momentan ist es aber für mich eher keine Option, weil ich sage, ich möchte einfach mal wirklich was Längerfristiges tun und genau einem Beruf nachgehen, in dem ich vielleicht auch verschiedene Sachen ausprobieren kann.

19:06 Sandra Fleckenstein: Ja, ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es bei dir weitergeht und werde das ein bisschen mitverfolgen. Kathrin, meine letzte Frage an dich: Was ist denn dein Lieblingsgetränk? Damit hast du jetzt nicht gerechnet.

19:21 Katrin Bihr: Ja, richtig. Ich trinke gerne Limette, Minze, Limo.

19:26 Sandra Fleckenstein: Limette, Minze, Limo. Okay, jetzt stell dir doch mal vor, du sitzt in deinem Lieblingscafe. Es ist ein total sonniger Tag. Also wie heute auch so, sitzt da total entspannt bei einer Limo und dir gegenüber sitzt dein jüngeres Ich. Und da du jetzt aber ja von Haus aus noch relativ jung am Anfang deiner Karriere stehst, würde ich sagen Dein jüngeres Ich, das sich am Ende der Schullaufbahn befindet. Was möchtest du deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?

20:03 Katrin Bihr: Ich glaube, ich würde einfach meinem jüngeren Ich sagen "Freu dich auf die Zeit, die kommt." Ich habe immer schon mich für Technik interessiert. Das heißt, es war auf jeden Fall schon damals mir klar, dass das eine Richtung sein kann, die mir gut gefallen könnte. Damals wusste ich ja noch nicht, dass es wirklich so sein wird. Ja, ich würde sagen, freue dich auf die Zeit, probiere alle Möglichkeiten aus, nutze alle Chancen und sei offen für die Möglichkeiten, die sich bieten und kommuniziere viel. Das ist also wirklich da der Tipp, den ich mir selbst noch geben kann. Am Anfang habe ich, glaube ich, ein bisschen damit gehadert, immer Fragen zu stellen oder war ein bisschen schüchtern. Und das ist auf jeden Fall eine wichtige, ein wichtiges Learning, was ich mitgenommen habe, kommuniziere, frage und sei neugierig.

20:49 Sandra Fleckenstein: Vielen Dank für deine Zeit und das wirklich informative Gespräch. Ich wünsch dir weiterhin natürlich gutes Gelingen. Vor allen Dingen jetzt erst mal viel Erfolg für deine Masterarbeit und natürlich noch ganz viele Preise. Und ja, bei euch möchte ich mich natürlich auch noch mal von Herzen bedanken, liebe Zuhörerinnen. Nämlich dafür, dass ihr euch heute hier rein geklickt habt.

21:16 Katrin Bihr: Ja, vielen Dank, dass ich dabei sein durfte.

21:20 Sprecherin: Wir hoffen, dass euch die Folge gefallen hat. Auf unserer Plattform innovativefrauen.de findet ihr weitere spannende Inhalte. Schaut doch gern mal vorbei. Habt ihr Fragen oder Wünsche? Dann schreibt uns an podcast@innovativefrauen.de. Ihr findet uns auch bei Instagram, Twitter, YouTube und LinkedIn und eine Info zum Schluss für die Transparenz: Die Plattform Innovative Frauen wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderrichtlinie Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern unter dem Förderkennzeichen 0121070 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Kompetenzzentrum Technik Diversity Chancengleichheit e.V..

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